Fragen an Craig Armstrong
: „Das spürt jeder“

Herr Armstrong, Sie sind sehr geschickt darin, unterschwellig auf der Tonspur die Emotionen anzusprechen. Glauben Sie auch, dass man wirklich gute Filmmusik im Kino gar nicht bewusst hört, sondern nur spürt?

Craig Armstrong: Das Publikum bemerkt nicht gern, dass es manipuliert wird. Man darf also nicht zu offensichtlich sein, und muss versuchen, unterhalb seines Radars zu fliegen. Alle wirklich guten Filmmusiker wie Ennio Morricone („Spiel mir das Lied vom Tod“, d. Red) oder Bernhard Hermann („Der Pate“, d. Red) haben so gearbeitet.

Im Film wird das Sounddesign immer wichtiger: Arbeiten Sie auch bei der Tonmischung mit? Oder sind Sie eher ein traditioneller Filmkomponist, der seinen Soundtrack einspielt und erst bei der Premiere im Kino hört, wie es wirklich klingt?

Nein, ich arbeite auch am Sounddesign mit. Geräusche und Dialoge werden ja immer mehr wie Musik im Film eingesetzt. Das ist fast genauso spannend wie ein Leitmotiv zu komponieren.

Melodien also, die in den Filmen immer wieder in verschiedenen Arrangements und Instrumentierungen auftauchen. Die werden von fast allen Filmmusikern verwendet. Woher nehmen Sie die Inspiration? Wie entdecken Sie das richtige Motiv?

Ich improvisieren zuerst am Piano, und probiere dann lange einzelne Ideen aus, bis ich plötzlich merke, dass ich mit ein paar Klängen die Essenz der Geschichte getroffen habe. Dieses Motiv kann ich dann im Film überall einsetzten – sei es bei einer Beerdigung, einer Liebesszene oder einer Verfolgungsjagd. Es passt einfach. Und das spürt jeder.

Sie sind derzeit sehr erfolgreich – wurden Ihre Musiken auch schon mal abgelehnt?

Oh ja, ich habe eine Musik für „Tomb Raider“ geschrieben, meine Tochter und ihre Freundinnen im Kindergarten fanden das total cool. Aber meine industrielle Musik war einem der Produzenten dann zu radikal, und ich wurde gefeuert. Alles, was man im Film noch von mir hört, ist das zerbrechende Glas in einer der Kampfszenen.

FRAGEN: Wilfried Hippen