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: Einigkeit für die Bewegung

Der Berliner CSD bekommt im nächsten Jahr eine neue Parole: „Einigkeit und Recht und Freiheit“. Schräg!

Die Entscheidung soll ja erst am Wochenende offiziell verlautbart werden – bekannt wurde sie bereits gestern: „Einigkeit und Recht und Freiheit“ heißt die Überschrift des hauptstädtischen CSD 2006. Die ersten fünf Wörter unserer Nationalhymne – und das für die Traditionsdemo der Lesben, Transgender-Menschen und Schwulen? Ist das nicht missverständlich, ja, würden das die Rechten nicht aufgreifen? Und handelt es sich etwa nicht um eine devote, zu verurteilende Geste vor der gesellschaftlichen Mitte? Blödsinn.

Die Parole ist, klar, provozierend. Aber wörtlich zu nehmen: Einigkeit der Bewegung, Rechte für ihre Mitglieder und Freiheit als Voraussetzung dessen, was überhaupt ein gutes Leben möglich macht. Was soll daran schlecht sein? Irrtum auch, dass die Rechten diese Infiltrationsstrategie der CSD-Verantwortlichen auf ihre Mühlen lenken könnten: Rechte schätzen die Homophilie, die Liebe zum Männerbund – aber keine Schwulen, keine Lesben, keine Genderfighter.

Insofern: echt subversiv dieser Entscheid – man usurpiert einfach (schein-)konservative Standards. Anlass für Diskussionen also: Ist das schon der Schritt aus dem Underground? JAF