Saar-FDP feiert ihren Nazi-Opa

Die Liberalen im Saarland ehren zum 50. Jubiläum ihren Gründer Heinrich Schneider. Weil die Grünen dessen Nazi-Vergangenheit aufrollen, macht Schneider junior Ärger

SAARBRÜCKEN taz ■ Die FDP an der Saar feiert am Sonntag den 50. Geburtstag ihrer Vorgängerorganisation Demokratische Partei Saar (DPS). Gewürdigt werden soll dabei auch der 1974 verstorbene Gründervater der Liberalen im Saarland, Heinrich Schneider – ein Nationalsozialist der ersten Stunde und „Gausprecher“ der NSDAP an der Saar.

Für den Geschäftsführer der Heinrich-Böll-Stiftung, den Historiker Erich Später, steht jedenfalls fest, dass Schneider „politisch und moralisch mitverantwortlich ist für die organisierte Entrechtung, Ausplünderung und Vertreibung der Saarländer jüdischen Glaubens“ ab Januar 1935. Schneider sei da längst ein „hoher Funktionär und Propagandist“ der NSDAP gewesen.

Weil Später seine Recherchen zu Schneider in einer Informationsschrift der Saarbrücker Grünen veröffentlichte, bekam er jetzt Post vom Sohn des alten Nationalsozialisten Schneider. Der Anwalt Heinz R. Schneider wirft Später vor, „die ganze Familie Schneider in ihrer Ehre gekränkt“ zu haben. Dass seinem Vater eine Mitschuld an der Ermordung hunderttausender jüdischer Bürger attestiert werde, könne er „so nicht stehen lassen“. Schneider junior schickte Später eine strafbewehrte Unterlassungserklärung. Und die Fraktionschefin der Grünen im Stadtrat, Tina Schöpfer, wurde aufgefordert, die Verbreitung des Artikels im Internet zu stoppen.

Der taz sagte Später gestern, er denke nicht daran, die Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. „Diese Geschichte ist doch im Saarland schon viel zu lange totgeschwiegen worden.“ Dass der alte Schneider auch noch zu Gründerzeiten der liberalen Partei an der Saar zu seiner braunen Vergangenheit stand, belegen Artikel im Parteiblatt Deutsche Saar der DPS zur Volksabstimmung 1955. Die Saarländer hatten vor 50 Jahren darüber zu entscheiden, ob sie der Bundesrepublik beitreten oder eine von Frankreich verwaltete Keimzelle für ein vereintes Europa werden wollten. Schneider zog in einem Artikel Vergleiche zur Volksabstimmung von 1935 an der Saar, als es um den Anschluss an Deutschland ging, und schrieb: „Das Wort des Führers ist unser Befehl.“ Er feiert darin die Protagonisten der von der NSDAP unterstützten Deutschen Front von 1935. Es sind die gleichen wie 1955. „Ihr Treue blieb unwandelbar“, heißt es dazu. Ein Foto zeigt Schneider neben anderen Nazigrößen mit zum Hitlergruß erhobenen Arm.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT