Wowi reiht sich bei den Metallern ein

Rund 1.000 Beschäftigte demonstrieren vor dem Roten Rathaus gegen die Schließung ihrer Werke. Senat ist solidarisch

Noch kämpfen sie um ihre Arbeitsplätze, noch sind sie dem Chaos auf Berliner Arbeitsämtern und den Schikanen der Hartz-IV-Ämter nicht hilflos ausgeliefert – die Beschäftigten der Berliner Betriebe, die vor der Schließung stehen, machten gestern mobil. Rund 1.000 Menschen kamen zum Roten Rathaus, und in ihren Protest reihte sich auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein. Während Betriebsräte von Samsung, JVC und CNH ihren Unmut über die Schließungspläne äußerten, blies Wowereit in eine rote Trillerpfeife, die ihm Gewerkschafter zusteckten.

Zuvor war Wowereit noch einmal mit den Konzernleitungen hart ins Gericht gegangen. Bei Samsung etwa solle lediglich eine Entscheidung exekutiert worden. „Sie wollen nicht mit uns reden, wir haben das angeboten.“ Dies sei ein Skandal. Wenn ein Konzern investiere und Subventionen bekomme, könne die Politik auch erwarten, dass er Verantwortung übernehme. Wowereit: „Wir sind weiter gesprächsbereit.“

Vermutlich wird das nicht viel nützen, auch wenn es gestern Abend noch einmal Gespräche zwischen den Gewerkschaften und der Geschäftsführung gab. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass man vor allem eines haben muss, um Arbeitsplätze in der Stadt zu halten: Macht. Das beweist etwa das Machtwort der Bundesregierung, die Deutsche Bahn AG dürfe ihren Sitz nicht nach Hamburg verlegen. Schließlich ist der Bund Eigentümer der Bahn, und vor dem Besitzer muss selbst der eigenwillige Bahnchef Hartmut Mehdorn kuschen.

Anders bei Samsung. Die Entscheider sitzen in Seoul, Berlin hat wenig in der Hand. Zwar wurden die Subventionen an die Bedingung geknüpft, Arbeitsplätze in der Stadt für einen gewissen Zeitraum zu erhalten. Aber kaum läuft die Frist ab, macht Samsung die Biege. Was bleibt, ist öffentlicher Druck – wie ihn gestern die Demonstranten und Wowereit aufzubauen suchten.

Immerhin hat Samsung, wie die anderen Konzerne auch, ein Image zu verlieren. Darauf weisen auch Senatsmitglieder hin. Man könnte dies auch so formulieren: Wenn Samsung seine Produkte in Berlin verkaufen will, sollte sich der Konzern nicht wie ein Abzocker benehmen. Berliner, die sich zu Weihnachten einen neuen Fernseher zulegen, könnten genau auf die Marke achten. RICHARD ROTHER