Auftakt zum Warnstreik

An der Freien Universität beginnt heute ein einwöchiger Warnstreik. Größere Aktionen sind bisher nicht geplant. Zuerst sollen die Probleme an der Uni analysiert werden – gerne mit den Dozenten

VON MARTIN KAUL

Die Studierenden der Freien Universität (FU) lassen sich nicht beirren: Heute beginnt ein einwöchiger Warnstreik. Zur Erinnerung: Nur knapp 24 Stunden nach der Vollversammlung vergangenen Dienstag, auf der der Streik beschlossen worden war, hatte das FU-Präsidium verkündet, bei vier zentralen Kritikpunkten Veränderungen vorzunehmen, vor allem bei der Einführung der Bachelor-Studiengänge. FU-Präsident Dieter Lenzen wandte sich eigens in einer E-Mail an alle Studierenden. Der AStA der FU begrüßte „den überfälligen Schritt der Uni-Leitung, Fehler einzuräumen“, so David Hachfeld – am Streik hält man jedoch fest. „Die Ankündigungen gehen am Kern der Probleme vorbei“, sagte Hachfeld.

Ob bei dem Warnstreik ab heute Institute besetzt und Veranstaltungen gestürmt werden, ist völlig offen. Erst mal gehe es in dieser Streikwoche darum, „in Ruhe eine konstruktive Debatte zu entfachen, für die an der Uni sonst kein Raum ist“, sagt Johannes Koska von der Initiative der Lehramtsstudierenden. Er studiert Biologie und Grundschulpädagogik an der FU, Abschluss Bachelor, und er kennt die Probleme, die der Grund für die Proteste sind. „Wer wie ich zwei Fächer studiert, ist ununterbrochen mit Überschneidungen der Veranstaltungen konfrontiert. Nicht nur, dass das Arbeitspensum ohnehin schon kaum zu schaffen ist – ein miserabel abgestimmtes Studium erhöht den Druck noch.“ Ansprechpartner, mit denen man an der Uni über diese Probleme sprechen könne, suche man vergebens, so Koska. Und: „Eine zentrale Koordination der Studiengänge findet kaum statt.“ Daher sei dieser Streik notwendig, um die Probleme überhaupt artikulieren zu können.

Das will auch die Politikwissenschaftsstudentin Inga Nüthen: „Wir möchten auf der Vollversammlung am Otto-Suhr-Institut (OSI) am Dienstag einen Diskussionsstreik anregen, an dessen Ende Forderungen stehen.“ Am OSI werden die Streikaktionen heute mit einem „Protest-StudentInnen-Streichelzoo“ begonnen: „Wir lassen uns in unserem Gehege füttern und bestaunen, damit sichtbar wird: Wir beißen nicht“, sagte Robert Maruschke, Student im ersten Semester.

Auch an anderen Instituten regt sich Widerstand: Neben der für heute vorgesehenen uniweiten Vollversammlung sind für morgen Vollversammlungen an den Instituten der Ethnologie, der Philosophie, der Geschichts- und Kulturwissenschaften, der Physik sowie der Erziehungswissenschaften geplant.

„Wie es weitergeht, hängt von der Entwicklung an den Instituten ab und davon, inwiefern es gelingt, gemeinsam mit den Dozierenden die Probleme zu ermitteln“, sagte Stefan Günther vom Arbeitskreis Hochschulpolitik an der FU. Er sei nicht der einzige, der die Ankündigungen des Präsidiums als „substanzlose Beruhigungsmittel“ empfinde. Seiner Einschätzung nach teilen viele Dozierende diese Kritik.

Vollversammlung heute um 12 Uhr in der Silberlaube, Hörsaal 1 A/B