Konsumkritiker feiern

Heute feiert der Umsonstladen sein vierjähriges Bestehen. Doch das Projekt ist wieder einmal gefährdet

Es ist ein kleines Jubiläum – und es könnte das letzte sein: Vor vier Jahren eröffnete in der Brunnenstraße 183 in Mitte der Umsonstladen. Doch wieder einmal steht das Hausprojekt, in dem der Laden untergebracht ist, vor großen Problemen. Es droht die Zwangsversteigerung.

Der Umsonstladen ist wohl das einzige Geschäft der Stadt, in dem es nichts zu kaufen gibt. Nicht mehr benötigte Gegenstände werden dort weitergereicht und finden neue Nutzer – ganz ohne Geldtransfer. Die Regeln sind einfach: Wer etwas abgegeben will, sollte gebrauchsfähige, gut erhaltene und transportable „Waren“ mitbringen. Für größere Gegenstände gibt es eine Pinnwand. Wer etwas mitnehmen will, kann sich pro Besuch bis zu drei Teile aussuchen.

Mit dem Laden soll ein Zeichen gesetzt werden gegen die Wegwerfgesellschaft. „Die Leute sollen sich nicht damit beschäftigen, wie viel irgendwas kostet. Sie sollen sich einfach die Frage stellen, was sie brauchen und was nicht“, erklärt Anne Schubert vom Betreiberkollektiv des Umsonstladens. Das Konzept funktioniere, sagt sie: „Es ist verblüffend zu sehen, dass auch eine Kooperation zwischen Menschen jenseits des Arbeits- und Warenmarktes funktioniert.“

Der Laden ist Teil eines selbst verwalteten Hausprojekts, dessen BewohnerInnen in den vergangenen Jahren einiges erlebten. Im Jahr 2001 wurde das Haus zum Spekulationsobjekt einer Tübinger Immobilienfirma. Mit teilweise rabiaten Mitteln versuchte sie, die Mieter auf die Straße zu setzen. Genauso plötzlich, wie sie auftauchte, verschwand sie auch wieder von der Bildfläche – allerdings mitsamt einem Kredit für das Haus. Als Sicherheit dafür hat die Hamburger EuroHypoBank eine Hypothek für das Haus verlangt. Um an ihr Geld zu gelangen, soll es am 26. Januar im Amtsgericht Mitte versteigert werden – für mindestens 260.000 Euro.

Für Kaufinteressenten wurde im Auftrag des Gerichts ein Gutachten erstellt. Darin heißt es, das Haus sei teilweise leer stehend und wohl besetzt. Die BewohnerInnen dementieren das: Von Beginn an bestünden gültige Mietverträge für die Wohnräume, darunter der für zwei 78-jährige und einen 85-jährigen Rentner. Letzterer lebe seit seiner Jugend in dem Haus. Besonders gefährdet ist der Umsonstladen. Er befindet sich in einem Gewerberaum, und dafür gibt es nach einer Versteigerung besondere Kündigungsrechte.

Sein Jubiläums feiert der Umsonstladen zusammen mit früheren BewohnerInnen der Yorckstraße 59. Ihr Hausprojekt wurde im Sommer geräumt; kurz darauf besetzten sie Teile des Künstlerhauses Bethanien. Ob sie dort bleiben dürfen, ist ebenfalls unklar. Stefan Otto

Das Fest beginnt um 14 Uhr in der Brunnenstraße 183; 18 Uhr Kino „Darwins Alptraum“. Ab 20 Uhr Fortsetzung der Party im New Yorck/Bethanien am Mariannenplatz mit DJs; 23 Uhr Konzert