Links und links verträgt sich nicht

Kein Trost für Axel Troost: Auf ihrer Mitgliederversammlung watscht die WASG ihren Gründer und Bundesvorstand ab. Der linke Flügel der Partei gewinnt nach heftigen Debatten die Vorstandswahlen –will aber nicht so schnell mit der PDS fusionieren

Bremen taz ■ Es ist ein bisschen wie bei den Grünen, damals in den Neunziger Jahren. Da gibt es auf dem einen Flügel die „Linkstendenz“, sozusagen die Fundis der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG). Ihnen stehen die eher pragmatisch eingestellten Realos gegenüber. Sie nehmen für sich in Anspruch, die „gesamte Breite“ der Partei zu repräsentieren. Und sie treten für eine schnelle Fusion mit der PDS ein. Genau deshalb kam es jetzt in Bremen auch zum innerparteilichen Streit. An seinem Ende stand ein neuer Landesvorstand der WASG. Und eine Niederlage für den Bundestagsabgeordneten Axel Troost, den Gründer des Landesverbandes – einen Realo.

Eigentlich war der Anlass für die Neuwahlen ein durchaus erfreulicher: „Wir haben so viele neue Mitglieder, dass wir uns versichern wollten, ob wir noch die Mehrheit vertreten“, begründet Ex-Schatzmeisterin Antonie Brinkmann den Rücktritt des alten Landesvorstandes. Seit März habe sich die Zahl der Mitglieder in Bremen fast verdoppelt, auf nunmehr 180.

Rund die Hälfte davon kam am vergangenen Sonntag zur Landesmitgliederversammlung der WASG ins Konsul-Hackfeld-Haus. Intern wird von heftigen Auseinandersetzungen berichtet, von der Konfrontation zwischen den gegnerischen Lagern, von aufgebrachte Parteigängern, die aus dem Saal stürmten und den Abbruch der Versammlung verlangten.

Ohne Erfolg. Am Ende wurde der Antrag der „Linkstendenz“ mit knapper Mehrheit angenommen. 42:40 Stimmen lautete das Ergebnis, für das man extra den zeitraubenden „Hammelsprung“ bemühen musste: Alle Delegierten verlassen dabei den Saal – und werden bei der Rückkehr durch eine von drei Türen gezählt, über denen „Ja“, „Nein“ oder „Enthaltung“ steht.

Es war die von Axel Troost eingeforderte „politische Richtungsentscheidung“. Und er hat sie verloren. Das neue Führungsduo kommt aus den Reihen der „Linkstendenz“, mit Wolfgang Meyer und Jan Restat als geschäftsführenden Vorständen. Ihre politische Grundhaltung beschreibt Wolfgang Lukaszewicz, der neue Schatzmeister, so: „Wenn die WASG links von der SPD steht, dann ist die Linkstendenz noch etwas weiter links“. Sie betonen die Eigenständigkeit der WASG, wollen nur langsam mit der PDS zusammenwachsen und „antikapitalistische Debatten“ führen. Und dem Bundesvorstand „weniger Einfluss“ zubilligen, wie Lukaszewicz sagt. Einem Bundesvorstand, dem auch Axel Troost angehört.

In einem sind sich alle Flügelkämpfer einig: Sie wollen 2007 in die Bürgerschaft. „Wir werden auf jeden Fall antreten“, sagt Troost. 8,4 Prozent haben sie bei der Bundestagswahl erreicht, gemeinsam mit der PDS. „Das sollte zu toppen sein“, gibt sich Lukaszewicz optimistisch. Anders als am 18. September jedoch unter umgekehrten Vorzeichen: „Wir streben eine offene Liste unter Führung der WASG an“, sagt Troost. Ob die PDS das akzeptieren wird, ist derzeit unklar: Der alte Landesvorstand unter Klaus-Rainer Rupp ist zurückgetreten, ein neuer wird erst am 14. Januar gewählt. Und an die Option, schon 2007 als „Linkspartei“ antreten zu können, glaubt auch Troost nicht.

Vielen WASG-AnhängerInnen ist das auch ganz recht so: Jeder Fünfte, schätzt Troost, „will überhaupt keine neue Partei“. Oder zumindest nicht so bald. Und damit endet auch die Gemeinsamkeit mit den Grünen. Jan Zier