Iraks Bilanz: 225 ausländische Geiseln

Der Fall Osthoff war eine glückliche Ausnahme. Das Schicksal neun anderer westlicher Entführter ist unbekannt

Auch Iraker bekunden ihre Solidarität mit den im November verschleppten Friedensaktivisten

KAIRO taz ■ Eine brutale Erinnerung, dass Geiselnahmen im Irak auch weniger glimpflich ausgehen können als im Fall Susanne Osthoffs, konnte gestern im Internet abgerufen werden. Dort war ein Video veröffentlicht, das einen knienden Mann mit Augenbinde zeigte, dem von hinten in den Kopf geschossen wurde. Laut der „Islamischen Armee im Irak“ soll es sich dabei um Ronald Allen Schulz handeln. Der US-Sicherheitsberater war am 6. Dezember entführt worden. Seine Hinrichtung war bereits vergangene Woche verkündet worden. Damals war in einem vom arabischen Fernsehsender al-Dschasira gezeigten Video sein Reisepass und seine Kreditkarte gezeigt worden.

Über das Schicksal von mindestens neun weiteren westlichen Geiseln im Irak ist öffentlich gar nichts bekannt. So ist der französische Ingenieur Bernard Planche am 5. Dezember aus seiner Wohnung in Bagdad verschleppt worden. „Die Behörden arbeiten an dem Fall“, heißt es dazu nur knapp aus Paris. Mehr Aufmerksamkeit bekam die Entführung von vier christlichen Friedensaktivisten. Der Brite Norman Kember, der US-Amerikaner Tom Fox sowie die beiden Kanadier James Lonley und Harmeet Singh Sooden befinden sich seit dem 26. November in der Gewalt einer Gruppe, die sich „Schwerter der Gerechtigkeit“ nennt. Sie droht, die Geiseln zu ermorden, sollten nicht alle irakischen Gefangen freigelassen werden. Inzwischen sind zwei Ultimaten verstrichen.

Die „Christliche Friedensmacher“ recherchierten unter anderem Berichte über die Misshandlung irakischer Gefangener. Im Irak selbst kam es daher immer wieder zu Solidaritätsbekundungen. „Sie sollten belohnt und nicht gefangen genommen werden“, erklärte ein Sprecher der der Guerilla nahe stehenden „Vereinigung Islamischer Rechtsgelehrter“.

Wenig Hoffnung gibt es indes, dass der seit Monaten verschleppte amerikanische Maschinenproduzent Jeffrey Ake und die beiden im vergangenen Jahr entführten amerikanischen Geschäftsleute arabischer Abstammung, Sadeq Mohammed und Sadeq Aban Elias, noch am Leben sind.

Insgesamt wurden seit Kriegsende 225 Ausländer im Irak entführt. Mindestens 38 der Geiseln wurden ermordet.

KARIM EL-GAWHARY