Strompreise sorgen für Spannung

Die Strompreise der Bewag sollen 2006 stabil bleiben, sagt die Senatsverwaltung. Toll! Wir behalten uns sehr wohl Erhöhungen vor, sagt die Bewag. Hä? Ja, was volt ihr denn?

Bei den Strompreisen kommt es zu Spannungen zwischen Bewag und der Wirtschaftsverwaltung. „Die Bewag wird den Tarif Berlin Klassik im nächsten Jahr nicht anheben“, sagte Behördensprecher Christoph Lang gestern. Was nach Preisaufschlägen bei Wasser und Gas zunächst nach einer guten Nachricht klingt, ist mit Vorsicht zu genießen – denn Bewag-Sprecher Olaf Weidner schließt eine Erhöhung keineswegs aus. Nur „über den Jahreswechsel“ garantiere der Versorger stabile Preise, sagt Weidner. „Was im Laufe des Jahres passiert, hängt von der Entwicklung auf den Strommärkten ab.“

Die Wirtschaftsverwaltung gründet ihre Ankündigung auf das Genehmigungsverfahren. Der Grund: Die Behörde muss den Standardtarif Berlin Klassik, den ein Großteil der 1,7 Millionen Privatkunden nutzt, genehmigen. Im September hat die Bewag ihre Kalkulation eingereicht, sie sieht keine Erhöhung für 2006 vor. Die Behörde hat das Gutachten jetzt abgesegnet. „Die Verlängerung des jetzigen Tarifs gilt damit bis Ende des nächsten Jahres“, sagt Lang. Jeden Versuch, davon abzuweichen, müsse die Bewag „sehr genau begründen“.

Die argumentiert anders. „Allein seit Einreichung des Gutachtens sind drei Monate vergangen, in denen die Einkaufspreise gestiegen sind“, sagt Weidner. Dieses Jahr seien die Preise an den Strombörsen um 25 Prozent gestiegen. „Wenn unser Vertrieb eine neue Berechnung im nächsten Jahr plausibel begründen kann, muss sie möglich sein.“ Im Klartext: Der Strom würde trotz des anders lautenden Altgutachtens teurer. Im Januar dieses Jahres hatte die Bewag die Strompreise im Schnitt um 4,8 Prozent angehoben, in den beiden Jahren davor blieben die Tarife gleich. Die Erhöhung 2002 fiel mit gut 9 Prozent allerdings happig aus.

Die Bewag-Aussagen zur Preispolitik sind auch deshalb so schwammig, weil sie den BerlinerInnen eine Namensänderung verkaufen muss. Seit 1923 trägt das Unternehmen den Namen „Berliner Städtische Elektrizitätswerke Aktiengesellschaft“, ab Januar wird auf den Rechnungen nur noch „Vattenfall Europe“ stehen. Der Branchenriese hatte schon Anfang 2003 die Bewag-Aktien übernommen.

Die Umbenennung, die einem einheitlichen Image in Deutschland dienen soll, ruft unter den Beschäftigten Unmut hervor: „Ein solcher Traditionsname besitzt einen Marktwert. Ihn ohne Not aufzugeben ist falsch“, heißt es in Betriebsratskreisen.

ULRICH SCHULTE