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: Triumph der Tagediebe

Die Anmaßung hat ein Ende: Das WM-Organisationskomitee muss in der Ticketfrage nachbessern

Das Organisationskomitee wollte es partout nicht wahrhaben, dass der Kauf von Optionstickets an zweifelhafte Bedingungen geknüpft war und deswegen den Unmut der Verbraucherschützer erregen musste – zwangsläufig. Nun müssen die Kartenverkäufer den Knebelvertrag nachbessern – auf Geheiß der Politik. Dieser Schritt war überfällig.

Zur Erinnerung: Der Kunde sollte im Voraus bezahlen, was dem Organisationskomitee (OK) zur Fußball-WM saftige Zinsgewinne garantierte – und wenn er sein Geld irgendwann nach dem Großereignis wieder zurückbekommen sollte, weil es mit der Option auf eine Partie nichts geworden ist, dann wollte das OK fünf Euro Bearbeitungsgebühr einbehalten. Für die teamgebundenen Karten wären sogar zwischen 20 und 50 Euro fällig gewesen. So sollte Kasse gemacht werden. Es ging immerhin um einen Millionenbetrag.

Ein Korrektiv war dringend nötig, um den Monopolisten zur Einsicht zu bringen; die Politik spielte die Rolle des Schlichters. Das OK und der Deutsche Fußball-Bund mokierten sich vor der Entscheidung und vergriffen sich mehr als einmal im Ton. Man ereiferte sich, denunzierte die Gegenseite und sprach von einer Wohltat am Kunden.

Franz Beckenbauer vernahm „Querschüsse“ und machte unter den Verbraucherschützern „Tagediebe“ aus. OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach meinte, diese Mäkelei sei typisch deutsch. Richtig ist, dass das Angebot typisch dreist war und obendrein dem Motto folgte: Abzocke ist erlaubt, die Fußballfans stehen ja sowieso Schlange. In der Tat, das Angebot ist knapp und die Nachfrage riesig, aber gerade in so einer Situation, in der ein Branchenführer sich in Anmaßung übt, müssen Widerstreiter auf den Plan treten, die im Interesse der Verbraucher sprechen. Diese als Nörgler zu desavouieren und darauf hinzuweisen, man zwinge ja niemanden zum Kauf, wie es OK-Vizepräsident Horst R. Schmidt getan hat, zeigte nur die galoppierende Beratungsresistenz des OK. „Zahl und schweig oder sieh dir die WM im Fernsehen an“, wie die Berliner Zeitung richtig bemerkt – das war der stille Rat des OK. Jetzt schwenkt es forsch um und verkündet das neue Motto: „Die Fans sind der Gewinner.“ Wie schön.

MARKUS VÖLKER