Der Klonforscher, der Fälscher wurde

Der Absturz konnte dramatischer kaum sein. Vor wenigen Wochen noch war Klonforscher Hwang Woo-suk der international gefeierte Wissenschaftler, südkoreanischer Nationalheld und Hoffnungsträger für viele unheilbar Kranke. Jetzt steht er als gemeiner Betrüger da, der die ganze Welt mit gefälschten Forschungsergebnissen foppte. „Ich entschuldige mich zutiefst für den Schock und die Enttäuschung, die ich ausgelöst habe. Ich verlasse meinen Lehrstuhl an der Universität Seoul“, sagte er gestern zerknirscht. Für Hwangs südkoreanische Fangemeinde, die nach den ersten Betrugsvorwürfen noch mit dem Slogan „I love Hwang“ demonstrierte, ein Schock.

In seinen jungen Jahren hütete der 1953 in ärmlichen Verhältnissen geborene Hwang noch Kühe. Damals schon beschloss er, Tiermedizin zu studieren. Internationales Renommee als Wissenschaftler verschaffte er sich erstmals 1999 mit einer Kuh, die er mit der so genannten Dolly-Methode klonte. Drei Jahre später folgte ein geklontes Schwein.

Der „Durchbruch“ zum gefeierten Wissenschaftsstar kam dann im Februar 2004. Hwang gelang es als Erstem überhaupt, aus einem geklonten Menschenembryo Stammzellen herzustellen. Das berichtete er zumindest im Wissenschaftsmagazin Science. Ein Jahr später sorgte er erneut für Schlagzeilen. Er habe in seinem Labor an der Seouler Nationalen Universität erstmals Stammzellen von mehreren Patienten hergestellt. Insgesamt elf Stammzelllinien habe sein Team aus den Hautzellen der Patienten herstellen können, berichtete er am 19. Mai 2005 in Science.

Heute ist bekannt, dass diese Publikation zahlreiche Fälschungen enthielt. Damals aber wurde Hwang als möglicher Nobelpreisträger gehandelt. 40 Millionen Euro stellte die Regierung für seine Forschungsprojekte zur Verfügung. Eine Hwang-Briefmarke erschien. Die Eisenbahn ehrte ihn mit einem Freifahrschein für zehn Jahre. Klonforscher aus aller Welt pilgerten nach Seoul.

Um die Stammzellforschung noch weiter voranzutreiben gründete die südkoreanische Regierung eine „Weltstammzell-Stiftung“ mit Sitz in Seoul und zwei Außenstellen in Kalifornien und Großbritannien. Präsident: selbstverständlich Hwang Woo-suk.

Das Ziel der Stiftung war unter anderem auch, die von Hwangs Team hergestellten Stammzelllinien anderen Forscher zur Verfügung zu stellen. Südkorea hätte sich damit eine Vormachtstellung in dem Forschungsbereich sichern können. Daraus wird jetzt nichts. Hwang ist seinen Posten los, die Briefmarke mit seinem Bild wird zur Kuriosität, und ob er weiter umsonst Eisenbahn fahren darf, ist zumindest fraglich.

WOLFGANG LÖHR