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: Springer ohne Fernsehen

Medienwächter lehnen ProSiebenSat.1-Übernahme ab. Grund: Das Geschäft gefährde die Meinungsvielfalt

POTSDAM ap/taz ■ Der Springer-Verlag ist mit seinem Plan zur Übernahme des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 von der Medienaufsicht KEK gestoppt worden. Das Geschäft gefährde die Meinungsvielfalt und sei deshalb nicht genehmigungsfähig, entschied die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich gestern in Potsdam. Die Medienwächter begründeten ihre Ablehnung mit der starken Position von ProSiebenSat.1 im Fernsehbereich und der überragenden Stellung Springers bei der Tagespresse.

Nach den KEK-Berechnungen erhielte der Verlag bei einer Fusion einen Meinungseinfluss, der einem Zuschaueranteil von etwa 42 Prozent entspräche. Ein Unternehmen, das auch in anderen Medienbereichen aktiv ist, darf laut Rundfunkstaatsvertrag jedoch nur 25 Prozent erreichen. Umstritten ist jedoch, wie die Medienwächter vor allem die Millionenauflage der Bild-Zeitung in ihren Rechnungen für einen Zuschaueranteil berücksichtigten.

Springer-Vorstand Matthias Döpfner warf der KEK vor, neue Modelle zur Feststellung der Marktanteile zu erfinden. Die TV-Programme von ProSiebenSat.1 erreichten 2005 einen Zuschaueranteil von 22,1 Prozent. Die Aufsichtsbehörden würden die globalen und digitalen Verschiebungen des Medienwettbewerbs übersehen, sagte er.

Springer kann nun noch die Konferenz der Direktoren der Landesmedienanstalten anrufen, die das KEK-Votum mit Dreiviertelmehrheit kippen könnte. Unabhängig davon wollen die Direktoren der Anstalten am Freitag über den Fall beraten. Außerdem ist dem Verlag eine Klage möglich. Bis zu einem Urteil könnten allerdings Jahre vergehen.