Plan erfüllt, Direktorin geschasst

Nach einem knappen halben Jahr voller Erfolgsmeldungen trennt sich das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven von seiner Leiterin Sabine Süß. „In gegenseitigem Einvernehmen“ – nicht jedoch auf beiderseitigen Wunsch

Die letzte Erfolgsmeldung aus dem europaweit einzigartigen Deutschen Auswanderer Haus (DAH) war eher lokaler Natur. Die Stadtverwaltung Bremerhaven unterrichtete Anfang Dezember darüber, dass die örtlichen Verkehrsbetriebe eine Bushaltestelle nach der am 8. August eröffneten Einrichtung benannt hatten. „Wir fühlen uns sehr geehrt“, kommentierte Direktorin Sabine Süß den festlichen Anlass.

Das waren auch ihre letzten öffentlichen Worte in dieser Funktion: Am Montagabend, exakt fünf Monate nach dem von Otto Schily innenministeriell beglänzten Start, gab das DAH die „Neustrukturierung“ seiner Leitung bekannt. Das ist zwar auch positiv formuliert, aber eben keine Freudenbotschaft, sondern die Mitteilung einer Entlassung: Die Trennung von der bisherigen Direktorin sei, so heißt es weiter, „im gegenseitigen Einvernehmen“ erfolgt.

Nicht jedoch auf beiderseitigen Wunsch. Es habe „unterschiedliche Vorstellungen“ darüber gegeben, „wie man so ein Haus führt“, so Süß auf Nachfrage. „Ich habe gerne für das Haus gearbeitet.“ Und ihre Bilanz spricht dafür, dass sie es nicht schlecht getan hat. Das Presse-Echo: bundesweit. Die Besucherzahlen: über den Erwartungen. Und der Bundespräsident war auch schon da. Ein inhaltlicher Kurswechsel ist nicht geplant – weder wird die von Süß vorangetriebene Verankerung des Hauses in der lokalen Kulturszene in Frage gestellt. Noch wird als problematisch erachtet, dass sie nach eigenem Bekunden „stark auf die gegenwärtige Auswanderung fokussiert“ hat – neben der Betrachtung der historischen Emigration.

Als „über jeden Zweifel erhaben“ charakterisiert auch Andreas Heller das Engagement der Publizistin für die Einrichtung. Der Hamburger Architekt und Ausstellungsmacher – zu dessen Referenzen das mit dem Museumspreis des Europarates geadelte Buddenbrookhaus in Lübeck und die revidierte Neuauflage der Wehrmachtsausstellung zählen – gilt als treibende Kraft hinter dem Bremerhavener Projekt. Eine von ihm gegründete Betreibergesellschaft trägt das gesamte kaufmännische Risiko. Wichtige Entscheidungen ohne sein Votum werden dort nicht gefällt. Man habe gehandelt, „bevor es zu einem Zerwürfnis kommt“, eiert er auf die Frage nach den Gründen zunächst ein wenig herum, und dass es bei dem „sehr ehrgeizigen Programm“ darauf ankomme, „dass alles reibungslos läuft“. Alles – und zwar auch „das banale Vermietungsgeschäft“.

Schließlich, das war die Bedingung für die Finanzierung des Baus durchs Land Bremen, sind Subventionen verboten. Und die Konkurrenz schläft auch nicht: Im Dezember feierte das Auswanderer-Museum Ballinstadt in Hamburg Grundsteinlegung. Jetzt sucht man in Bremerhaven einen „Managing-Director“, der dafür sorgt, dass das Bistro brummt. Die Position des „Content Directors“ ist hingegen schon vergeben: Neue Chefin ist Simone Eick, die gleichsam in einer ersten Amtshandlung den 100 000. Besucher des DAH begrüßen durfte: schon wieder eine Erfolgsmeldung.

Mit einer Promotion über Amerika-Auswanderung im 19. Jahrhundert ausgewiesene Fachfrau, seit drei Jahren mit der wissenschaftlichen Gesamtkonzeption des Hauses betraut und noch länger in Bremerhaven ansässig, war Eick bis dato Stellvertreterin der erst 2004 angeheuerten Berlinerin Süß. „Es ist oft nicht einfach, zu einem bestehenden Team zu stoßen“, so Heller. Was auch eine klassische Migranten-Erfahrung ist. bes