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: Ausgekonterte Hauptstadt

Für manchen Berliner mag es sogar ein Grund zur Freude sein: dass der Stadt ein Show-Event mit Peter Gabriel und Brian Eno erspart bleibt, hat ja auch was Gutes. Aber bei der Absage der Eröffnungsgala zur Fußball-WM geht es für Berlin nicht um Geschmacksfragen, sondern vor allem um Geld und Image. Und deshalb ist die sehr späte Entscheidung der Fifa, die WM-Gala zu streichen, für die Bundeshauptstadt ein herber Schlag.

Kommentar von RICHARD ROTHER

Denn die WM-Gala, von André Heller konzipiert, hätte Berlin schon lange vor dem Endspiel in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit gebracht. Zudem wäre mancher WM-Tourist ein paar Tage früher angereist, und tausende Berliner Freiwillige freuten sich schon auf das Fest im Berliner Olympiastadion.

Pikant zudem: Schon ein paar Minuten nach der Fifa-Absage brachte sich gestern München ins Spiel. Die Stadtoberen möchten die Gala an der Isar durchführen. Will München, das stets um sämtliche WM-Highlights kämpfte, Berlin nun in letzter Minute auskontern?

Über die Gründe der Fifa-Entscheidung lässt sich nur spekulieren: Dass es Probleme mit dem Rasen geben würde, war lange bekannt; möglicherweise ist diese Begründung nur vorgeschoben. Auch das künstlerische Konzept für die WM-Gala ist kein Geheimnis, Franz Beckenbauer, Chef des Deutschen Organisationskomitees, hatte es längst in hohen Tönen gelobt. Ebenso bekannt war, dass die Fifa buchhalterisch mit dem Fest ein Verlustgeschäft machen würde. Sind diese Verluste den Verantwortlichen über den Kopf gewachsen, weil sich zu wenige Menschen für die teuren Gala-Eintrittskarten interessieren?

Wie dem auch sei: Die Verantwortung trägt die Fifa – aber den Schaden hat vor allem Berlin. Bleibt zu hoffen, dass das Endspiel wie geplant am 9. Juli stattfindet – in Berlin.