Gemeinsam sind wir Dave

Die Band Depeche Mode hat ein Party-Format nach sich gezogen: Immer häufiger werden Depeche Mode-Partys organisiert, auf denen die Fans die Band und ihre Musik feiern. Wie kommt’s? Der Hannoveraner DJ und Depeche Mode-Partyveranstalter Lorenz Macke über Hardcore-Fans, markante Hüftschwünge, lichtes Haar und das Dave-Dancing

taz: Herr Macke, warum gibt es Depeche Mode-Partys, aber keine, sagen wir, The Cure- oder U2-Partys?

Lorenz Macke: Man kann nach fast allen Depeche Mode-Songs gut tanzen. Und die Band hat genügend tanzbare Songs, um den ganzen Abend zu füllen: Es gibt sehr viele Dance-Remixe, sehr gute B-Seiten und gute Album-Tracks sowie Liveaufnahmen. Im Gegensatz dazu könnte man eine ganze CD von The Cure nicht durchtanzen. Außerdem ist der Live-Auftritt der Band so intensiv, dass die Leute das auch später in der Disco nachvollziehen können.

Was macht den Reiz der Songs für die Leute aus, jenseits ihrer Tanzbarkeit?

Viele Leute sagen: Bei diesem oder jenem Song habe ich meine erste Freundin kennengelernt, oder sie werden erinnert an einen Urlaub oder die genialen Konzerte. Viele verbinden mit den alten Songs tolle Gefühle, die sie wieder aufleben lassen können. Depeche Mode-Fans zelebrieren die Songs, es ist mehr ein Feiern als ein Tanzen.

Wie darf man sich das vorstellen?

Sehr viele Leute versuchen so zu tanzen, wie Dave Gahan, der Sänger von Depeche Mode. Einige Partygänger gucken sich die Live-Videos an und lernen davon: Dave Gahan hat bestimmte Bewegungen zu bestimmten Songs. 10 bis 15 Prozent bereiten sich zu Hause intensiv vor, stylen sich und führen das dann bei der nächsten Party vor. Eine interessante Entwicklung ist: Auch Frauen versuchen so zu tanzen. Aber die Zahl der Gahan-Kopien geht zurück. Der Anteil der Hardcore-Fans wird kleiner, der der NDR 2-Hörer nimmt zu, was nicht unbedingt schlecht ist.

Wie tanzt Dave Gahan?

Wie kein anderer Frontmann. Das ist schwer zu beschreiben. Charakteristisch sind die markanten Hüftschwünge und wie er seine Hände in die Luft schmeißt.

Wie hat sich denn der Tanzstil der Fans verändert in den letzten Jahren?

Vor 20, 25 Jahren war das noch gemäßigter, düsterer, da sind die Leute eher vor sich hingeschlichen. Heute tanzen die Leute wesentlich freudiger, das ist gar keine Düster-Depri-Atmosphäre mehr.

Dabei war Depeche Mode einmal eine Band auch für Gothic-Freunde.

Das denken viele aufgrund der schwarzen Klamotten der Band. Bei Gothic-Discos und Depeche Mode-Partys gibt es einen radikalen Unterschied. Bei den Depeche Mode-Parties herrscht eine deutlich positivere Atmosphäre, da gibt es das Vor- und Zurückgehen nicht mehr. Die Leute unterscheiden sich stark vom Gothic-Style und vom Outfit. Tanzmäßig sind sie besser drauf, energetischer, sie schwitzen mehr beim Tanzen. Sie gehen mehr aus sich heraus, aber es ist alles ganz friedlich, es gibt kein Pogen. Gothics dagegen hüpfen nie, selbst bei Live-Musik nicht.

1991 erfanden Sie das „Dave-Dancing“. Was ist das?

Das ist ein Wettbewerb, bei dem die Leute aufgefordert werden, so zu tanzen wie Dave. Die Leute können sich den Song aussuchen, den sie imitieren wollen. Das Publikum entscheidet. Das findet seither auf jeder zweiten Party statt.

Was kann man da gewinnen?

Das ist unterschiedlich. Manchmal die Anerkennung des Publikums, manchmal Freigetränke und CDs.

Depeche Mode in den 80ern, da denkt man gerne an die lustigen Frisuren. Wie steht es mit den Haaren heutzutage auf den Partys?

Das Problem ist, wenn man älter wird, hat man nicht mehr so viele Haare. Ansonsten stehen die Haare oft zu Berge, hochgefönt. Auch angeschrägte Kotletten kommen vor. Aber als Sänger Gahan mal lange Haare hatte, hat kaum jemand Lust gehabt, das mitzumachen.

Deutschland gilt als das Land mit den meisten Depeche Mode Partys. Warum?

Deutschland wurde von Anfang an von Depeche Mode fokussiert und es gab in den 80ern eine sehr gute Fanarbeit in Deutschland. Die Band hatte hier ihre größten Erfolge. Interview: kli

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