Grünen-Politiker Özcan Mutlu rudert zurück

Özcan Mutlu kämpft gegen die Deutschpflicht an einer Weddinger Realschule. Jetzt aber mit Einschränkungen

Die Deutschpflicht für Schüler an einer Weddinger Realschule sorgt weiter für Aufregung. Die Regelung der Herbert-Hoover-Oberschule, Deutsch zur Pflicht-Umgangssprache für alle SchülerInnen zu machen, halte er nach wie vor für falsch, sagt der Grüne Abgeordnete Özcan Mutlu gestern der taz. „Aber wenn ich gewusst hätte, dass es sich dabei um einen Beschluss der Schulkonferenz handelt, hätte ich nicht das Grundgesetz bemüht.“

Die Weddinger Herbert-Hoover-Oberschule, eine Realschule mit Deutsch-Schwerpunkt, schreibt Schülerinnen und Schülern per Hausordnung vor, auch in Pausen oder auf Klassenfahrten nur Deutsch zu sprechen. Diesen Beschluss traf die Schulversammlung, der Lehrer-, Eltern- und Schülervertreter angehören, bereits im März 2005.

Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus, hatte die „Deutschpflicht“ Anfang der Woche an die Öffentlichkeit gebracht. Eltern betroffener Schüler hätten sich bei ihm beschwert, sagt der Grüne, der die Regelung zunächst als „grundgesetzwidrig“ bezeichnet hatte – in Unkenntnis ihres Hintergrundes, wie er heute sagt. Nun kommt er zu anderen Schlüssen: Wäre ihm bekannt gewesen, dass es sich um einen Beschluss der Schulkonferenz handelt, „hätte ich nicht so reagiert“. Die Direktorin der Schule habe ein Gespräch zunächst verweigert.

Die Darstellung Jutta Steinkamps, Direktorin an der Weddinger Realschule, klingt anders: „Herrisch“ habe Mutlu seinerzeit telefonisch Aufklärung von ihr verlangt. Sein Büro würde sich zwecks Terminvereinbarung bei ihr melden, habe der Abgeordnete ihr mitgeteilt, als sie ein persönliches Gespräch vorgeschlagen habe. Ein für gestern vereinbartes Klärungsgespräch zwischen dem Politiker und der Pädagogin kam wegen einer Erkrankung der Direktorin nicht zustande. Auch an der gestern von der Schule veranstalteten Pressekonferenz nahm sie nicht teil.

An deren Rande verbreitete sich das Gerücht, bei den Eltern, die sich über die Schulordnung beklagt hatten, handele es sich um Verwandte Özcan Mutlus. Der Grünen-Politiker bestritt einen Zusammenhang: Zwar habe er einen Verwandten unter den Schülern der Herbert-Hoover-Schule. Dies habe er jedoch erst nach einer durch das Gerücht ausgelösten Nachfrage erfahren.ALKE WIERTH

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