Das Bäderkarussell dreht sich

Bisherige Erfahrungen zeigen: Sobald die Schwimmbäder in die öffentliche Diskussion geraten, stehen Preiserhöhungen oder Bäderschließungen an. Dieses Mal aber soll alles anders sein

von Waltraud Schwab

Optimierung? Strukturänderung? Oder neue Hallenschließungen im Bäderbereich? Noch ist unklar, worauf die wieder aufgeworfene Debatte um die Zukunft der öffentlichen Berliner Schwimmbäder hinausläuft.

Gestern wurde bekannt, dass die Berliner Bäder Betriebe (BBB) zwölf Hallen für den Publikumsbetrieb schließen wollen. Sie sollen künftig ausschließlich für das gesetzlich vorgeschriebene Schulschwimmen und von Sportvereinen genutzt werden. Das soll den Personalmangel auffangen, der durch das –freiwillige oder altersbedingte – Ausscheiden von jährlich 20 bis 40 Mitarbeitern der heute noch 793 Beschäftigte umfassenden BBB-Belegschaft entsteht, meint Bäderchef Klaus Lipinsky. Der Betrieb hat Probleme, alle Schwimmhallen adäquat mit Aufsichtspersonal zu besetzen. Neueinstellungen seien jedoch auch nicht möglich, die würden den Spareffekt aufheben, der durch das Ausscheiden der Mitarbeiter entsteht. Sparen aber müssten alle, meint Lipinsky.

Bei Vereinsnutzung müssen die BBB nicht für die Schwimmaufsicht sorgen. An dieser Stelle setzt das Umstrukturierungskonzept der Bäderbetriebe ein: Anstatt in derzeit 30 von 37 Hallen öffentliche Nutzung und Vereinsnutzung zur gleichen Zeit zu gewährleisten, könnte BBB-Personal gespart werden, wenn mehrere Vereine gleichzeitig eine Halle nutzten, so Lipinsky. Schließlich müssten diese selbst für die Aufsicht sorgen. Ohnehin sei das Konzept nicht neu, bereits heute würden sieben Bäder nur von Schulen und Vereinen genutzt.

Die Vorteile des neuen Konzepts seien aber nicht ausschließlich ökonomischer Natur, meint der Bäderchef. Auch die ständig auftretenden Reibungen zwischen dem freien Publikum und den Vereinen, für die Flächen abgetrennt werden, könnten damit vermieden werden. Oft beschwerten sich die Freizeitschwimmer und -schwimmerinnen über den Lärm der Schulklassen oder über abgesperrte, aber nicht genutzte Bahnen der Vereine, so Lipinsky.

Wie die Neustrukturierung konkret aussehen soll, sei noch offen. Als Alternative zur Idee, in jedem Bezirk ein Schul- und Vereinsbad einzurichten, werden auch Modelle diskutiert, Bäder tage- oder wochenweise und alternierend nur für Schulen und Vereine offen zu halten. Guido Kersten, Vorstand des Vereins Berliner Wasserratten, hält wenig von den vorgelegten Konzepten. Gäbe es in jedem Bezirk nur ein Vereins- und Schulbad, verkleinerte sich die derzeit von Vereinen genutzte Wasserfläche um 70 Prozent. „Das ist sportpolitisch nicht durchsetzbar.“ Seiner Meinung nach ist der 12-Bäder-Vorschlag ohnehin schon wieder vom Tisch. Der anderen Idee, dass durch die Umstrukturierung Schulen und Vereine näher zusammenrücken, kann er, wie Lipinsky auch, dagegen etwas abgewinnen. So würden die Vereine besser auf junge Talente aufmerksam.

Dass dann weniger Leute ins Schwimmbad gehen, weil die Anfahrtswege länger werden, erwartet Bäderchef Lipinsky nicht – wohl aber Felicitas Kubala, sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen. Vor allem das Kitaschwimmen habe durch die vorangegangenen Bäderschließungen stark abgenommen, weil die Wege zu den Hallen oft zu weit seien.

Eine gute Nachricht hat Lipinsky aber doch noch: „Preiserhöhungen gibt es dieses Jahr definitiv nicht.“ Obwohl: Das könnte auch eine schlechte Nachricht sein. Gefragt, ob denn nächstes Jahr mit höheren Preisen gerechnet werde müsse, sagt er, Wirtschaftspläne würden immer nur jährlich aufgestellt.