das wichtigste
: Rente mit 67 nützt nicht

Führende SPD-Politiker wollen Ausnahmen für Rente mit 67. Experte empfiehlt Verzicht auf Vorhaben

BREMEN dpa ■ Führende SPD-Politiker, die Gewerkschaften und die Opposition haben die Rentenpläne der großen Koalition kritisiert und Nachbesserungen gefordert. Der stellvertretende Parteivorsitzende Kurt Beck und andere Sozialdemokraten traten am Wochenende für eine stärkere soziale Komponente ein, um die Folgen der Rente mit 67 in bestimmten Berufen abzufedern. Beck sagte, in manchen Berufen wie Dachdecker oder Nachtschwester sei es schlichtweg nicht möglich, bis zum 67. Lebensjahr zu arbeiten. DGB-Chef Michael Sommer nannte den Plan ein verkapptes Programm zur Senkung der Renten. Ähnlich äußerte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Gerhardt.

Auch nach Ansicht des Bremer Arbeitswissenschaftlers Prof. Helmut Spitzley ist die Erhöhung des Rentenalters ökonomisch und sozial kurzsichtig. „Wir haben heute schon ein zu hohes Angebot an Arbeitskräften. Mit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit steigt dieses Angebot noch“, sagte Spitzley. Mit der Rente ab 67 werde zwar die Rentenkasse entlastet. Dagegen gerate die Arbeitslosenversicherung unter Druck. Spitzley empfiehlt, beim Renteneintrittsalter 65 zu bleiben. Er setzt auf die wachsende Arbeitsproduktivität, die die Wirtschaftsleistung bis 2050 verdoppeln werde.

„Solange wir 5 Millionen Arbeitslose haben und es auch langfristig nicht genügend Arbeitsplätze für alle Arbeitssuchenden geben wird, ist eine Erhöhung des Rentenalters wirtschaftlich und sozial unvernünftig. Es macht einfach keinen Sinn, den 65-jährigen Großvater zu längerer Arbeit zu drängen, wenn gleichzeitig sein Sohn mit 40 oder seine Enkelin mit 20 Jahren arbeitslos sind.“