Absage an Klarsfeld

Bahn will Ausstellung zu Deportationen jüdischer Kinder auch in neuem Berliner Zentralbahnhof nicht zeigen

FRANKFURT/MAIN taz ■ Die Deutsche Bahn AG lehnt es endgültig ab, Fotos deportierter jüdische Kinder auf deutschen Bahnhöfen zu zeigen. Auf taz-Nachfrage sagte Bahnsprecher Werner W. Klingberg, die Fotoausstellung der französischen Initiative „Fils et filles des déportés juifs de France“ der Nazijägerin Beate Klarsfeld werde „auf deutschen Bahnhöfen nicht zu sehen sein“.

Zugleich wies der Sprecher einen Vorschlag des früheren Aktivisten des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), Reinhard Strecker, schroff zurück. Der Sozialdemokrat, der Ende der 50er-Jahre in Publikationen und mit Ausstellungen die Nazivergangenheit von bundesdeutschen Juristen und Politikern öffentlich machte, hatte in einem Brief an Bahnchef Hartmut Mehdorn angeregt, die Ausstellung zur Eröffnung des neuen zentralen Fernbahnhofs Lehrter Bahnhof am 28. Mai in Berlin zu zeigen. Nach 60-jähriger Untätigkeit habe die Bahn AG die Chance, „etwas Überfälliges und Selbstverständliches“ nachzuholen und die Beteiligung der Deutschen Reichsbahn am Massenmord an den Juden öffentlich am richtigen Ort – einem Bahnhof – zu dokumentieren.

Beate Klarsfeld will mit den Fototafeln an die 11.000 jüdischen Kinder erinnern, die von Frankreich aus in Viehwaggons über das Streckennetz der Deutschen Reichsbahn in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden. Seit drei Jahren sucht Klarsfeld vergeblich einen deutschen Bahnhof zur Präsentation der Ausstellung. Zuletzt mauerte die Bahn AG in Saarbrücken. In Frankreich dagegen war die Ausstellung auf 20 großen Bahnhöfen zu sehen.

Bahnsprecher Klingberg erklärte, die Sicherheitsbestimmungen ließen das Aufstellen von Schautafeln auf den Bahnhöfen „mit ihrem großen Publikumsverkehr“ nicht zu. Dass auf Bahnhöfen überall in Deutschland Großereignisse aller Art in Szene gesetzt werden, ist für den Bahnsprecher kein Gegenargument. Vielfach seien die Pächter der Wirtschaftsflächen in den Bahnhöfen für solche Veranstaltungen verantwortlich – und nicht die Bahn AG. Der Lehrter Bahnhof werde im Übrigen mit Blasmusikbegleitung und Freibierausschank eröffnet, so Klingberg. Das sei ja wohl „ganz bestimmt kein würdiger Rahmen für die Ausstellung“.

Strecker fordert die Bahn AG jetzt auf, eine eigene Fotoausstellung über den „Logistiker des Holocaust“, die Deutsche Reichsbahn, zu initiieren. Material dafür sei in den Archiven schließlich „reichlich vorhanden“. KPK