Ideen für die leere Mitte von Berlin

Nach dem Abriss der Palastruine wird in der Berliner Mitte ein freier Raum entstehen, der vom Fernsehturm am Alex bis zur Friedrichswerderschen Kirche reicht. Mit einer Wiese ist es da nicht getan. Deshalb ruft die taz zu einem Ideenwettbewerb auf

von UWE RADA

Der Palast der Republik wird abgerissen, mit dem Bau des Humboldt-Forums wird frühestens 2012 begonnen. Dazwischen liegen Jahre des Stillstands oder aber eine Planungsaufgabe, die selbst für Berlin ungewöhnlich ist. Wie kann eine temporäre Nutzung eines Areals aussehen, auf dem einst das Berliner Stadtschloss stand, später dann der Palast der Republik und – wenn es denn so kommt – dereinst ein Gebäude stehen wird, von dem wir bislang nur wissen, wer es nutzen und wie seine Fassade aussehen soll?

Ein „Dazwischen“ also – zeitlich und auch räumlich. Denn der Raum, der nach dem Abriss der Palastruine entstehen wird, ist mit 900 Meter Länge bei einer Breite von 200 Meter eine der größten innerstädtischen Freiflächen. Sie reicht vom Fernsehturm im Nordosten über das Marx-Engels-Forum und die Spree sowie den Kupfergraben bis zum Kronprinzenpalais und die Friedrichswerdersche Kirche im Südwesten. Reichlich Platz also, um die Fantasien spielen zu lassen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ignoriert diese fast 20 Hektar große Fläche. Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) will bislang den um die Palastruine bereinigten Schlossplatz bespielen – mit einer Wiese, einer so genannten Humboldt-Box, einer Freitreppe zur Spree und der Freilegung der Schlossfundamente für die Berliner Hobbyarchäologen.

Doch das wird der Dimension des entstehenden Raums ebenso wenig gerecht wie der historischen Bedeutung des Orts sowie der Intensität seiner Nutzung. Letztere hat ja die Zwischennutzung der Palastruine beeindruckend unter Beweis gestellt.

Die taz ruft deshalb alle, die an einer kreativen, experimentellen, nutzerfreundlichen oder auch nur aufregenden Gestaltung dieser Fläche interessiert sind, zu einem Ideenwettbewerb auf.

Sollen in der „leeren Mitte Berlins“ künftig Anwohnergärten entstehen oder ein neues Hafenviertel? Soll es, wie von Christoph Ingenhoven vorgeschlagen, ein Berliner „Central Park“ werden oder ein Badesee mit Strandbars mitten in der Stadt? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, dem Pragmatismus der Vorschläge allerdings auch nicht.

Damit die Gestaltung der „leeren Mitte Berlins“ nicht nur in der Hand von Planern und Architekten liegt, sollen möglichst viele an diesem Ideenwettbewerb teilnehmen können. Auf eine konkrete Entwurfsplanung wird deshalb verzichtet. Voraussetzung sind lediglich zwei Dinge: Erstens muss es einen kurzen, wohl aber aussagekräftigen Text zur Idee der Planung geben. Zum zweiten muss die Idee in irgendeiner Form visualisiert sein. Dies kann in einer professionellen Computersimulation ebenso geschehen wie in einer Entwurfsskizze.

Dem Siegerentwurf winkt ein Jahresabo der taz. Zusammen mit dem zweit- und drittplatzierten Entwurf wird er in der taz abgedruckt. Alle eingereichten Entwürfe werden in der taz in einer Ausstellung zu sehen sein. Einsendeschluss ist Ostermontag, der 17. April 2006.