Klinik-Chef Tissen wirft das Handtuch

Nach einem Jahr Streit mit den Betriebsräten kapituliert der Chef des Klinikverbundes „Gesundheit Nord“

Bremen taz ■ Der Geschäftsführer der Bremer Klinik-Holding „GesundheitNord“, Wolfgang Tissen, wird seinen Ende des Jahres auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Das teilte er nach einem Gespräch mit der Gesundheitssenatorin Karin Röpke (SPD) mit. Hintergrund seiner Entscheidung sei die Tatsache, dass er „nicht auf die für ihn notwendige Unterstützung für seinen Sanierungskurs zurückgreifen“ könne. Eine weitere Zusammenarbeit sei deshalb „für beide Seiten nicht von Vorteil“.

Röpke werde die Hintergründe dieser Entscheidung in der Gesundheitsdeputation erklären müssen, äußerte dazu die gesundheitspolitische Sprecherin der CDU, Rita Mohr-Lüllmann. Die Umstrukturierung der kommunalen Krankenhäuser sei ein „ausgesprochen schwieriges Unterfangen“, meinte Röpke zu der Entscheidung von Tissen, aber „wenn Herr Tissen der Auffassung ist, dass Widerstände nicht mehr zu überwinden und die Auseinandersetzungen zermürbend sind, so muss ich das zur Kenntnis nehmen“.

In den vergangenen Wochen waren insbesondere von SPD-Seite schwere Vorwürfe gegen den Führungsstil und gegen ausbleibende Erfolge von Tissen geäußert worden. Zuletzt hatte der Vorschlag, die Geschäftsführer der kommunalen Kliniken sollten rotieren, um die Einzelinteressen der Kliniken zu schwächen, für Kritik gesorgt. Diese Entscheidung wurde vertagt.

Zermürbend seien auch diverse Gerüchte gewesen, die über Tissen im Umlauf waren. So soll der Klinikchef Golf-Rechnungen aus Brüssel und Reitvereins-Rechnungen bei der Buchhaltung eingereicht haben. Streit hat es offenbar auch um Blechschäden am Dienstwagen gegeben, bei denen der Verdacht bestand, dass sie bei einer privaten nächtlichen Nutzung entstanden. Schließlich könnte ein seit einigen Tagen im Umlauf befindliches elfseitiges „Dossier“ eine Rolle gespielt haben. Thema: Angebliche Ungereimtheiten in Tissens Rolle bei den Wittgensteiner Kliniken. kawe