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: Enthaltsam mit der Wahrheit

„Deutschland sucht den Superstar“ ist auch in der dritten Staffel dasselbe in Grün? Von wegen: die Kandidaten haben mittlerweile gelernt, wie man mit den Medien spielt. Zum Beispiel mit der „Bild“-Zeitung

Als die dritte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) am 16. 11. 2005 startete, war die Bild von Anfang an dabei: „Sie war mal ein Mann. Bohlens sexy Sängerin hieß früher Franco“, titelte die Zeitung gleich am ersten Tag der RTL-Casting-Show. Und so ging es weiter, von Sex-Geständnissen („Sex-Nächte mit Fans“, Bild am Sonntag 12. 3.2006) über Kein-Sex-Geständnisse („Superstars Vanessa und Mike Leon: Wir lieben uns ohne Sex“, Bild 13. 3.) bis zum Finale am vergangenen Samstag – und darüber hinaus: „Superstar Tobias kämpft um diese Frau“, war die Bild-Titelgeschichte vom Montag über den DSDS-Sieger und seinen vermeintlichen Wunsch, die Exfreundin zurückzugewinnen. Am selben Tag war der Finalist Mike Leon Grosch in der Sendung „Viva Live“ zu Gast und erzählte – eher nebenbei –, was vom Wahrheitsgehalt einiger dieser Geschichten zu halten ist: offensichtlich nicht allzu viel.

Auf die Nachfrage von Moderator Klaas Heufer-Umlauf, was an der Geschichte „Wir lieben uns ohne Sex“ dran sei, sagte Grosch: „Da haben wir uns einen Spaß draus gemacht. (…) Das war Quatsch.“ Der Reporter habe ihm intime Fragen über ihr Sexleben gestellt, woraufhin Grosch und Freundin Vanessa Jean Dedmon von ihrer vermeintlichen Enthaltsamkeit erzählten. „Und die haben das auch noch gedruckt. Auf die Frage von Heufer-Umlauf, ob das heiße, man dürfe nicht alles glauben, was die Kandidaten in die Kameras sagten, mit den Worten: „Ja, genau, es wird halt vieles hoch gekocht. Die Zeitung [er meint die Bild] hat uns natürlich auch geholfen, keine Frage, uns bekannt zu machen. Aber nehmt halt nicht alles so ernst – auch das mit Tobi und seiner Exfreundin, dass er zu ihr zurückmöchte.“

Daniel Cremer, der bei Bild die DSDS-Berichterstattung betreut hat, sagte dazu gegenüber der taz: „Mike Leon und Vanessa haben die Geschichte mehrfach glaubhaft bestätigt, im Übrigen nicht nur gegenüber Bild, sondern auch vor laufenden Kameras von RTL und anderen Medien. Wenn Herr Grosch gegenüber diversen Medien eine gleichlautende Lüge verbreitet, wirft das ein schlechtes Licht auf Herrn Grosch, nicht auf die Medien.“ Auch mit Tobias Regner, so Cremer, sei mehrfach gesprochen worden, das Interview über seine Exfreundin direkt von ihm autorisiert worden. Außerdem habe er Bild sogar Fotos zur Verfügung gestellt. Von Mike Leon Grosch war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten, welche seiner Versionen nun stimmte und welche nicht. HPI