Daimler ohne City

Der Konzern will seine Immobilien am Potsdamer Platz verkaufen. Abwandern aus Berlin möchte man nicht

Nach der geplanten feindlichen Übernahme des Schering-Konzerns droht der Hauptstadt neues Ungemach – diesmal aus dem Schwäbischen. In Stuttgart hatte der DaimlerChrysler-Konzern in dieser Woche angekündigt, sich von „nicht betriebsnotwendigen Immobilien“ trennen zu wollen. Dies betreffe, so Konzern-Finanzchef Bodo Uebber, nicht nur die Unternehmenszentrale in Stuttgart-Möhringen, sondern auch den Potsdamer Platz.

Inzwischen hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) angekündigt, sich in einem Schreiben an DaimlerChrysler zu wenden. Zwar versicherte Konzernsprecher Thomas Fröhling, dass eine Verlagerung von Unternehmensbereichen aus Berlin nicht geplant sei. Doch im Senat ist man vorsichtig. „Offiziell ist noch niemand an uns herangetreten“, sagte ein Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD).

Einen Verkauf der Daimler-City, zu der unter anderem das Musical-Theater, die Potsdamer Platz Arkaden und das Imax-Kino gehören, gilt in Immobilienkreisen als lukratives Unterfangen. Zwar betrage der Leerstand auf dem Büroflächenmarkt zehn Prozent. Doch in so genannten 1a-Lagen stünden zahlreiche Investoren bereit.

Ganz so einfach dürfte der Deal allerdings nicht sein. In den Kaufverträgen mit dem Stuttgarter Konzern steht auch die Klausel, dass Daimler bei einem Weiterverkauf das Einverständnis des Landes Berlin braucht. Ob das auch eine Verkaufssperre von zehn Jahren beinhalte, wie verschiedentlich gemeldet wurde, war aus der Finanzverwaltung gestern nicht zu erfahren.

Daimler-City wurde der südliche Teil des Potsdamer Platzes deshalb genannt, weil erstmals ein Konzern einen ganzen Stadtteil bauen ließ. Der damalige Initiator, Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter, sagte gestern, es blute ihm angesichts der Verkaufspläne das Herz. WERA