Hamburger Senatskrise
: Ole von Beusts Waterloo

Die Vorgänge um den Abgang von Roger Kusch lassen Erinnerungen wach werden an den Skandal-Rausschmiss Ronald Schills. Hier wie da musste sich der Bürgermeister eines politischen Autisten entledigen, dessen Alleingänge und Eskapaden für ihn und den Senat untragbar geworden waren. Hier wie da gingen die Senatoren nicht freiwillig, probten den Aufstand und versuchten Ole von Beust nach Kräften zu beschädigen – ein Machtkampf, den weder Schill noch Kusch gewinnen konnten.

Kommentarvon Marco Carini

Doch es gibt einen Unterschied: Während Ole von Beust bei Schills Entlassung zum letztmöglichen Zeitpunkt das Heft des Handelns in die Hand nahm, und nach dem Rausschmiss mit dem neu erworbenen Image des tatkräftigen Bürgermeisters die CDU zu einem fulminanten Wahlsieg führte, kommt die Entlassung Kuschs zu spät. Kuschs Skandalen und Alleingängen hat Ole von Beust über Monate, ja Jahre tatenlos zugesehen. Immer wieder musste er sich dadurch den Vorwurf gefallen lassen, er halte Kusch nur, weil er mit ihm seit Jahrzehnten eng befreundet sei. Und immer wieder musste er Spekulationen über sich ergehen lassen, er könne den am Sessel klebenden Kusch gar nicht aus seinem Amt entfernen, weil dieser von Beust so gut kenne, dass er ihm – aus dem Ruder gelaufen – mehr schaden könnte, als jedes andere Senatsmitglied.

Bei Schill noch ein Held, geht Ole von Beust bei Kusch schwer beschädigt aus dem Konflikt. Dass er nicht kampflos abtritt, hat Kusch klar gemacht – es wird nachgekartet werden. Ole von Beust ist nicht nur angeschlagen, ihm stehen unruhige Wochen bevor.