Rütli-Schule
: Zurück zum Alltag? Bitte noch nicht!

Dass Lehrer und Schüler der Rütli-Oberschule in Neukölln sich nichts sehnlicher wünschen, als endlich zum Alltag zurückkehren zu können, ist logisch. Wenn vor der Tür die Kamerateams darauf warten, dass endlich wieder Steine fliegen, ist weder Unterricht noch sinnvolles Planen neuer Schulkonzepte möglich.

KOMMENTARVON ALKE WIERTH

Und wenn mancher Politiker heute lieber das ein oder andere Zitat zurücknehmen würden, zeigt sich auch da der Wunsch, die Aufregung der letzten Tage ein wenig abflauen zu lassen. Das ist erfreulich. Denn Abschiebungen zu fordern, weil Schüler Lehrer einschüchtern oder Türen eintreten – das mag bei manch potenziellem Wähler gut ankommen. In der Praxis ist es jedoch blanker Unsinn. Der aber verrät, wie wenig mancher – trotz aller tollen neuen Integrationskonzepte – bereit ist, Probleme mit der Integration tatsächlich als Probleme unserer Gesellschaft zu betrachten. Statt dessen bleiben sie „Ausländerprobleme“, die man notfalls einfach abschiebt.

Genau deshalb darf die Debatte, die die LehrerInnen der Rütli-Schule mit ihrem Brief ausgelöst haben, noch lange nicht beendet werden. Denn der große Applaus, den sie dafür von anderen Schulen, von LehrerInnen und SchulleiterInnen weit über Berlins Grenzen hinaus bekommen haben, ist ein Zeichen dafür, welcher Diskussions-, vor allem aber Handlungsbedarf im Bereich Schule derzeit besteht.

Eine schnelle Rückkehr zum Alltag, verbunden mit der Einstellung von zwei, drei neuen Lehrern oder Sozialarbeitern – das darf man den verantwortlichen PolitikerInnen deshalb auf keinen Fall durchgehen lassen.