Senat will Grippe was husten

Die Gesundheitssenatorin stellt einen sechsstufigen Pandemieplan vor. Er regelt die Verteilung von Mitteln gegen die Vogelgrippe. Derzeit gilt Stufe 3: In Kürze sollen Kindergärten kontrolliert werden

Von Kays Al-Khanak

Berlin zeigt sich gerüstet für die Vogelgrippe. Dies geht aus dem Influenza-Pandemie-Plan hervor, den Gesundheitssenatorin Heide Knake-Werner (Linkspartei) gestern vorstellte. Er regelt unter anderem die Verteilung von Gegenmitteln, die Koordination der Behörden und die Information der Bevölkerung im Fall einer weltweit grassierenden Grippe. Das Land Berlin ist nach den Angaben der Senatorin das erste, das einen solchen Plan derart detailliert erstellt hat. Mit dem aktuellen Anlass hat das nichts zu tun: Gestern wurde bekannt, dass erstmals in Deutschland Nutztiere von der gefährlichen Krankheit befallen sind. In einer Geflügelfarm im sächsischen Mutzschen verendeten 700 Puten.

Der Plan des Senats basiert auf dem Nationalen Pandemie-Plan des Robert-Koch-Instituts. „Er beschreibt die notwendigen Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine Influenza-Pandemie“, erklärte Knake-Werner. Ziel solle sein, die Häufigkeit und Schwere der Erkrankungen in der Bevölkerung zu reduzieren. Laut Olaf Franke von der Senatsverwaltung für Gesundheit kann es zu einer weltweiten Influenza-Epidemie kommen, wenn zum Beispiel das Vogelgrippe-Virus A, das unter dem Kürzel H5N1 berühmt-berüchtigt geworden ist, mutieren sollte. Zurzeit handele es sich aber immer noch um eine reine Tierseuche.

Dieser „Behördenplan“, wie Knake-Werner ihn nennt, richtet sich vor allem an Ämter, Institutionen und Einrichtungen des Gesundheitswesen, etwa Krankenhäuser. Als Grundlagen gelten die sechs Pandemie-Phasen der Weltgesundheits-Organisation (WHO). In den ersten beiden Phasen gibt es keinen Hinweis auf einen neuen Typus des Virus, der sich auf den Menschen übertragen könnte. Phase 6 ist der eingetretene Pandemiefall. „Wir befinden uns seit Frühjahr 2005 in Phase 3“, sagt Franke. Dies bedeutet, dass eine Infektion möglich ist – aber nur bei sehr engem Kontakt zwischen infiziertem Tier und Mensch.

Im Einzelnen greifen deswegen derzeit folgende Maßnahmen: Information von Bevölkerung, niedergelassenen Ärzten sowie von Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Abstimmung zwischen Bund, Ländern und dem Robert-Koch-Institut über die Vorsorgeplanungen, Einlagerung von antiviralen Medikamenten wie dem Präparat Tamiflu sowie die erweiterte Überwachung der Erkrankungen.

Zurzeit sucht das Land pro Berliner Bezirk sieben Kindertagesstätten aus. „Die Kitas melden dann einmal pro Woche, ob und wie viele Atemwegserkrankungen aufgetreten sind. Das ist für uns ein gutes Frühwarnsystem.“ Später sollen Altenheime sowie Krankenhäuser mit in die Überprüfung aufgenommen werden. Dadurch erhalte man eine relativ zuverlässige Datenlage für Berlin.

Im Moment hat das Land 245.000 Therapieeinheiten des Medikaments Tamiflu auf Lager. „Das reicht für 7,2 Prozent der Berliner Bevölkerung“, so Franke. Bestimmt ist diese Menge vor allem für die betroffenen Bevölkerungsgruppen sowie für medizinisches Personal. Für dieses Jahr ist geplant, 155.000 weitere Einheiten zu beschaffen.

Doch was kann jeder Einzelne tun zur Pandemievorsorge? Franke hat einen ersten, aber einfachen Hinweis: „Es sollten grundlegende Hygieneregeln beachtet werden.“ Heißt im Klartext: Hände waschen.

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