portrait
: Frau, Moderatorin, Kopftuchträgerin

„Ein Hohn für dänische und muslimische Frauen“ ist Asmaa Abdol-Hamid für die Organisation „Frauen für Freiheit“. Vorgestern Abend lief im öffentlich-rechtlichen „DR2“-Fernsehen das zweite von ihr mitmoderierte Debattenprogramm der Reihe „Adam und Asmaa“. Und seit sie in der vergangenen Woche erstmals auf dem Bildschirm aufgetaucht war, kann sich das dänische Fernsehen über einen Mangel an ZuschauerInnenresonanz wahrlich nicht beklagen.

Grund dafür ist ein Stück Stoff. Das Hijab trägt die 24-Jährige, die mit ihrer Familie, die noch aus sechs Geschwistern besteht, als Sechsjährige aus Palästina nach Dänemark gekommen war, seit der Pubertät: „Das war mein freier Wille. Ich will nicht vom Geschlecht und Aussehen her beurteilt werden, sondern als Mensch und aufgrund meiner Kompetenz. Das Kopftuch gibt mir Freiheit und Gleichberechtigung.“

„DR2“ sah im Kopftuch kein Hindernis, die Muslima zum Studiogegenpol des erklärten Atheisten und Extremismusexperten Adam Holm zu machen. Das Konzept für „Adam und Asmaa“: unterschiedliche Blickwinkel auf die Lehren aus dem Karikaturenstreit. Ein Thema, das sich gleich an der Person der Moderatorin festhakte, die man für diesen Job trotz fehlender journalistischer Erfahrung ausgewählt hatte.

In ihrer Heimatstadt Odense war die Sozialarbeiterin aufgrund ihres Engagements im kommunalen Integrationsrat, als Gründerin einer Mädchenselbsthilfegruppe, parteipolitisch früher bei den Sozialdemokraten und nun in der rot-grünen „Einheitsliste“ aktiv, schon lange ein bekanntes Gesicht gewesen. Ehemals aktive Handballerin, hat sie diesen Sport an den Nagel gehängt: „Wenn man sich nach einem Handball wirft, zeigt man Teile des Körpers, die man wegen des Islams nicht zeigen sollte.“

Landesweit Aufmerksamkeit erregte sie erstmals vor zwei Monaten, als sie als eine der Personen öffentlich auftrat, die Strafanzeige gegen Jyllands-Posten wegen der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen gestellt hatten.

Nun quillt ihr E-Mail-Briefkasten von vorwiegend positiven Kommentaren – „vor allem von ethnischen Dänen“, wie sie betont – für ihre Fernsehauftritte über. Derweil sammeln Frauenorganisationen Unterschriften für die Absetzung der Sendung, da Asmaas Kopftuch für Frauenunterdrückung werbe. Und der linksliberale Politiker Naser Khader, Vorsitzender der Demokratischen Muslime, will nicht bei „Adam und Asmaa“ auftreten. Weil Asmaa – „das gehört zu meiner Art, dänische Muslima zu sein“ – Männern aus religiösen Gründen nicht die Hand schüttelt.

REINHARD WOLFF