linkspartei
: Stachelige Wahlrhetorik

So lieben wir sie, die Sozialisten. Immer auf der Seite des kleinen Mannes, verhindern sie jede soziale Ungerechtigkeit. Die Vorsitzenden der Aufsichtsräte, die Bankchefs und Immobilienhaie stöhnen laut auf und suchen schleunigst das Weite, wenn sie nur einen der tapferen Roten um die Ecke biegen sehen. Das Bundeskabinett zittert wie Espenlaub, wenn es an die machtvolle Linkspartei im Berliner Senat denken muss. Denn sie ist „der rote Stachel im Fleisch der Bundesrepublik“. Und deshalb muss es auch nach den Abgeordnetenhauswahlen im September eine rot-rote Koalition geben.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Das verkündet zumindest Wirtschaftssenator Harald Wolf. Der designierte Spitzenkandidat der Linkspartei übt sich schon mal in wortgewaltiger Wahlkampfrhetorik. Dagegen kann eigentlich niemand etwas haben – es sei denn, man sorgt sich um den Zustand der Linken. Denn Wolfs aufgeblasenes Stachel-Geschwätz zeugt von einer fatalen Diskrepanz zwischen dem Selbstbild und der Außenwahrnehmung der Linkspartei.

Vor vier Jahren, als die PDS erstmals in die Hauptstadtregierung einzog, konnte sie tatsächlich noch die Republik erregen. Da herrschte bis in weite Teile der SPD hinein die übertriebene Angst vor dem Comeback eines düsteren Kommunismus. Seither aber hat die PDS alles dafür getan, diese Ängste abzubauen. Und das in Teilen gar nicht schlecht.

Guten Gewissens könnte sie sich als das soziale Korrektiv bei von oben verordnetem oder unausweichlichem Sozialabbau präsentieren. Aber der rote Stachel im Fleisch der Bundesrepublik? Da lacht die Republik und kratzt sich allenfalls gedankenverloren am Hintern, bevor sie den Tag beginnt mit ein paar Kniebeugen auf dem kuscheligen Bettvorleger.