kabinenpredigt
: Eiserne Regeln

Er hat sein Büro und seine Wohnung geräumt – und noch einmal Klartext geredet. Georgi Wassilev ist stinksauer. Am Mittwoch hatten die Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin den ehemaligen Erfolgstrainer der Eisernen gefeuert. Er habe sich von der Mannschaft entfernt, ohne sich abzumelden, lautete die Begründung. Gerüchte kochten hoch. Der Grund für Wassilevs Tour nach Bulgarien sei blond, schrieb eine Zeitung, langbeinig und aus der Ukraine. Wassilev streitet das ab.

Warum er abgereist sei? Sein Visum sei abgelaufen gewesen, ist seine Begründung. Dabei habe es sich um ein Touristenvisum gehandelt. Man hatte ihm gesagt, er solle auf etwaige Fragen bei der Arbeit antworten, dass er dem Verein aus reiner Freundschaft Trainerdienste leiste. Das riecht nach Schwarzarbeit. Aber das ist ja normal in Berlin, wo sich schon mancher gewundert hat, wie viele Bauherren gute Freunde haben, die kaum Deutsch sprechen und handwerklich begabt sind.

In Sofia, sagt Wassilev, habe er sich nun ein Visum mit Arbeitserlaubnis geholt. Er wollte sein Beschäftigungsverhältnis legalisieren. Jetzt beklagt er sich. Sein Verein hat ihn behandelt, wie ein ganz normaler deutscher Arbeitgeber bisweilen einen ganz normalen Ausländer behandelt. Schlecht. Eigentlich hätte Wassilev gewarnt sein müssen. Als er vor drei Jahren zum ersten Mal von Union entlassen wurde, begründete das der damalige Präsident unter anderem mit nicht vorzeigbaren Deutschkenntnissen. Als Trainer war er willkommen, als Ausländer nicht. ANDREAS RÜTTENAUER