Daimler verdient an Todeswaffen

Der Konzern bietet Streumunition an, die wie Minen wirkt. Auf der heutigen Hauptversammlung wollen kritische Aktionäre Daimler-Chefs nicht entlasten

BERLIN taz ■ DaimlerChrysler verdient nach wie vor kräftig an Rüstungsverkäufen. Auch Streumunition wird weiter angeboten, obwohl sie wie Minen wirkt. Deswegen fordern kritische Aktionäre heute auf der Hauptversammlung, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

Gleich mehrere Tochterunternehmen von DaimlerChrysler seien in Rüstungsgeschäfte involviert, kritisierte das Aktionsbündnis Landmine.de gestern auf einer Pressekonferenz. So biete die EADS-LFK Waffen an, die von den USA als Antipersonenminen klassifiziert wurden, erklärte Bündnischef Thomas Küchenmeister. Auch der Raketenwerfer MLRS gehört zur Produktpalette. Dieses Gerät kann innerhalb von Minuten einen Quadratkilometer mit 8.000 Stück Streumunition verseuchen. Human Rights Watch geht davon aus, dass dadurch tausende von Zivilisten in der Golfregion starben.

Weil die alte MLRS-Munition keinen Selbstzerstörungsmechanismus besitzt und viele Blindgänger liegen bleiben, mustert sie die Bundeswehr aus – und verkauft sie an neue Nato-Mitglieder wie zum Beispiel die Slowakei, die sich sowohl im Irak als auch in Afghanistan militärisch engagiert. Zugleich hat die Bundesregierung im Januar einen 60-Millionen-Auftrag vergeben, um für die Bundeswehr das Nachfolgesystem zu beschaffen. Dessen Munition soll sich zwar selbst in die Luft sprengen und nach dem Gefecht ungefährlich sein. Doch das britische Verteidigungsministerium bezweifelt das und hat auf eine Beschaffung verzichtet.

DaimlerChryslers Rüstungsprodukte wirkten image- und damit geschäftsschädigend, argumentiert die kritische Aktionärin Beate Winkler-Pedernera aus Stade: „Unicef weigert sich weiter, DaimlerChrysler auf seine Lieferanten- und Sponsorenliste zu setzen.“

Doch würde der Konzernvorstand auch auf anderen Geschäftsfeldern versagen: Weil der Konzern fast ausschließlich auf schwere, große Autos setzt, würden in China bald 80 Prozent der Wagen mit dem Stern unverkäuflich sein. Ein Umweltgesetz schreibt dort nämlich Höchstverbrauchsmengen vor, die die schweren Limousinen nicht einhalten können. Und während Toyota alle Modelle auch als Hybridauto anbietet, hat Daimler gerade einmal ein einziges Erdgasmodell im Angebot. „Die wichtigste Brückentechnik bis zur Marktreife der Brennstoffzelle wurde verpennt“, moniert Alexander Dauensteiner.

Mit ihren gut 100.000 Stimmen haben die kritischen Aktionäre zwar kaum die Chance, bei den heutigen Abstimmungen mehr als in den Promillebereich zu kommen. Doch immerhin hat der neue Daimler-Chef Dieter Zetsche signalisiert, dass er auf ihre Einwände antworten will.

ANNETTE JENSEN