Arisierte Bücher im Bestand

Immerhin seit 1991 versucht die Unibibliothek, 1942 „arisierte“ Bücher zurückzugeben

In diesen Tagen bekommt Zara Zamir Post aus Bremen. Ein Päckchen, darin zwei Bücher. Bücher ihrer Eltern. Die 78-Jährige lebt seit Jahren im israelischen Haifa, als einzige Überlebende ihrer Familie. Ihr Bruder wurde während des Holocaust ermordet, ebenso ihre Eltern. Den Familienbesitz haben die Nazis seinerzeit „arisiert“, die Bücher landeten in der heutigen Staats- und Universitätsbibliothek (SUUB). Dort standen sie seither im Regal. Bis jetzt.

Rund 1.500 Bände sind es, die die Bibliothek ihr eigen nannte, weil sie die 1942 auf so genannten „Juden-Auktionen“ ersteigern konnte. 140 davon haben mittlerweile zu ihren ehemaligen Besitzern oder deren Nachfahren zurückgefunden.

Verantwortlich dafür ist Elfriede Bannas, eine pensionierte Oberschulrätin, die sich seit Anfang der 90er Jahre um die Aufklärung der „Arisierungsvorgänge“ bemüht. Sie hat Buch- und Namenslisten zusammengestellt und nach den Eigentümern geforscht. Damit war die Bremer SUUB spät dran, möchte man sagen. Dennoch war sie eine der ersten Bibliotheken, die sich überhaupt des Schicksals der „arisierten“ Bücher in ihrem Besitz annahm.

„Über die Gründe dafür kann man nur spekulieren“, sagt Jürgen Babendreier von der SUUB heute – und verweist darauf, dass die Suche nach den alten Eigentümern „ausgesprochen schwierig“ sei. Obwohl etwa jedes dritte „arisierte“ Buch einen Besitzvermerk trägt.

Und so werden mehr als 1.000 Bände nicht zurückgegeben werden können. Vielleicht, so Babendreier, kommen sie statt dessen in eine eigene Bibliothek. mnz