Die WASG macht reinen Tisch

Auf ihrem Parteitag treibt die Wahlalternative ihren gemäßigten Flügel zum Auszug. Die Befürworter einer Fusion mit der Linkspartei kündigen an, den WASG-Landesvorstand nicht mehr zu unterstützen

VON FELIX LEE

Es war ein hämischer Abschied: „Auf Wiedersehen“ riefen die Fusionsgegner den 33 Delegierten des gemäßigten Flügels nach ihrer Abstimmungsniederlage hinterher, als diese unter Protest geschlossen den Saal verließen. Und doch führt dieser vom Fußballplatz bekannte letzte böse Gruß der WASG-Hardliner in die Irre: Denn anders als in der Bundesliga werden die Kontrahenten nicht mehr so schnell aufeinander stoßen. Der Abschied scheint endgültig.

Mit deutlicher Mehrheit von 81 zu 33 Stimmen hat der 5. Landesparteitag der Berliner WASG am Samstag den Antrag des Landesvorstands gebilligt, bei den Abgeordnetenhauswahlen am 17. September konkurrierend zur Linkspartei zu kandidieren. Damit widersetzte sich der Verband dem ausdrücklichen Wunsch der Bundespartei, die endgültige Entscheidung zumindest bis zum Bundesparteitag am kommenden Wochenende abzuwarten. Es war seit Februar bereits die zweite Abstimmung zu der Fusionsfrage. Eine dritte wird es nicht mehr geben. „Wir sind die wahre soziale Opposition“, rief siegesgewiss Michael Prütz, Mitglied des Landesvorstands und oberster Gegner einer gemeinsamen Kandidatur, den applaudierenden Delegierten zu.

Das unterlegene Viertel der rund 120 Anwesenden verließ nach diesem eindeutigen Votum den Parteitag. „Der Beschluss für einen eigenständigen Wahlantritt bedeutet politisch die Spaltung der Berliner WASG“, sagte Klaus-Dieter Heiser von der Initiative Rixdorf, in der sich die Fusionsbefürworter zusammengeschlossen haben. „Wir werden diesen Landesvorstand nicht mehr unterstützen.“

Damit endet ein fast einjähriger Streit innerhalb der Berliner WASG. „Zumindest herrscht jetzt Klarheit“, sagte Heiser. Organisatorisch werde man aber zunächst eine Partei bleiben. Ob nun Anhänger der Fusionsbefürworter auf der Liste der Linkspartei kandidieren werden, hielt Heiser offen. Plätze für offene KandidatInnen habe die Linkspartei zumindest freigehalten.

Der umstrittene Kurs des Landesvorstands macht sich inzwischen auch an Zahlen fest. Konnte der Landesverband vor kurzem – ganz im Bundestrend – mit immer größerem Zulauf rechnen, verließen in den vergangenen zwei Wochen erstmals seit Gründung mehr Mitglieder die Partei als dazustießen. Aktuell zählt die WASG in Berlin knapp 850 Mitglieder.

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