Flieger ohne Schiene?

Zu teuer: Die Eisenbahn-Direktverbindung von Kiel zum Hamburger Flughafen hat laut Gutachten keine Zukunft

Zählt eigentlich noch jemand mit, wie viele Gutachten schon beantragt, geschrieben, heiß diskutiert und fallengelassen worden sind zum Thema „Kiel und der Flughafen“? Seit gestern gibt es eines mehr: Es besagt, dass der „Schienenflieger“, die schnelle Bahnverbindung aus der Landeshauptstadt zum Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel „keine realistischen Zukunftschancen“ hat. „Leider“ könnten die „gesteckten Ziele in keiner Weise erreicht werden“, bedauert das Wirtschaftsministerium, das das Gutachten bei der Münchner Firma Intraplan bestellt hatte.

Die direkte Verbindung sei zu teuer, zitiert das Ministerium aus dem Papier: Allein die Strecke zwischen Neumünster und dem Flughafen würde rund 400 Millionen Euro kosten, die Fahrzeit sich zudem kaum verringern, wenn die Züge über die alten Gleise ruckeln. In Hamburg müsste eine Güterbahnstrecke zweigleisig ausgebaut und ein neuer Tunnel angelegt werden: „Dies wird nicht die Zustimmung Hamburgs finden“, ahnt Minister Dietrich Austermann.

Also das Projekt begraben? Nicht so schnell, findet der Grüne Klaus Müller: „Die Stellungnahmen befürworten nur die vorgefasste negative Meinung des Wirtschaftsministeriums.“ Die Zahlen müssten genau geprüft werden.

Der Plan, eine schnelle Bahnverbindung nach Fuhlsbüttel auszubauen, war aktuell geworden, nachdem - na, was wohl? - Gutachten feststellten, der Ausbau des Flughafens Kiel Holtenau sei nicht sinnvoll. Im Landtag hatten sich alle drei Oppositionsparteien in seltener Einmütigkeit für den „Schienenflieger“ ausgesprochen. Sie prophezeien eine Million Passagiere pro Jahr für den Zug.

Austermann bevorzugt eine „kleine Lösung“: So könnte die Verbindung zwischen dem Hamburger S-Bahn-Netz und Kaltenkirchen verbessert werden. Das ist – laut einiger Gutachten – möglicher Standort für einen künftigen Großflughafen. est