streit ums gotteshaus
: Katholiken sind ungefährlich

Nehmen wir einmal an, in einer Stadt plane eine weitgehend unbekannte christliche Gemeinde namens Katholiken den Bau einer Kirche. Daraufhin fragt der Spitzenkandidat der Muslimisch Demokratischen Union (MDU) andere Christen – nennen wir sie mal Protestanten –, was von diesen Katholiken zu halten sei. Die Protestanten warnen ihn vor dieser spinnerten, urchristlichen Sekte. Denn – das könne man im Internet nachlesen – Katholiken sind extrem missionarisch, negieren die Gleichberechtigung von Frauen und diffamieren Homosexuelle. Zudem würden sie selbst der protestantischen Konkurrenz das Recht absprechen, sich selber Kirche zu nennen.

Ein Gleichnis von GEREON ASMUTH

Der MDU-Kandidat – wofür hat man Berater – macht sich die Auffassung der Protestanten zu Eigen. Er fordert die Katholiken auf, auf den Bau ihrer Kirche zu verzichten. Weil Wahlkampf ist, schwingt sich der um Stimmen buhlende Politiker zum Anwalt erregter Anwohner auf und nennt ihre Sorge vor den Fremdgläubigen berechtigt. Schließlich haben andere christianistische Fundamentalisten schon mal zum Kreuzzug gegen die muslimischen Werte aufgerufen.

Aber ist das klug? Oder sollte der Kandidat nicht vielmehr Gelassenheit predigen? Schon weil seine eigenen Glaubensbilder auf andere manchmal ebenfalls befremdlich wirken?

Zugegeben: Das Weltbild der Katholiken entspricht nicht dem einer aufgeklärten Gesellschaft. Aber solange sie nicht gegen geltendes Recht verstoßen, gilt auch für Katholiken das Recht auf freie Ausübung ihrer Religion. Derzeit werden sie nicht einmal vom Verfassungsschutz als gefährlich eingestuft.