WAS MACHEN EIGENTLICH ... die Grünen?
: Die Geschlechterverhältnisse durcheinander bringen

Zum heutigen Girls’ Day – an dem Mädchen vermeintlich männliche Berufsbilder kennen lernen sollen – fordern die Grünen einen Boys’ Day. Die Bundesgrünen. Nicht die Landesgrünen. Die Forderung stammt von Kai Gehrings. Der Fraktionssprecher für Jugend im Bundestag bringt so mehr als nur die Geschlechterbilder seiner Partei durcheinander.

Denn die Idee für einen Boys’ Day ist alt. In Berlin hat ihn schon mal die FDP gefordert. 2003 hatte deren Fraktion einen entsprechenden Antrag im Abgeordnetenhaus eingereicht. Außer der CDU hatten den alle Konkurrenzparteien abgelehnt – auch die Grünen, also jene in Berlin.

Und die bleiben auch dabei: „Es soll einen Tag für Mädchen geben, ohne dass die Jungs gleich schreien: Wollen wir auch!“, sagt Ramona Popp, die jugendpolitische Sprecherin der Berliner Grünen. Schließlich wählten Mädchen aus anderen Gründen keine typischen Männerberufe als umgekehrt: Mädchen trauten sie sich oft nicht zu. Jungen wollten nicht Erzieherin werden, weil es schlecht bezahlte Jobs seien.

Die Bundesgrünen wiederum begründen ihren Vorstoß wie folgt: In sozialen und pflegerischen Berufen seien Jungen unterrepräsentiert. Das sind fast die gleichen Argumente wie im Antrag der Berliner FDP. Ist die schon lange grün, oder sind die Bundesgrünen jetzt neoliberal? Wer weiß das schon – schließlich kann man in Zeiten der Geschlechterverwirrung auch nicht mehr sicher sein, dass Jungs wirklich Jungs sind und Mädchen Mädchen. CHS FOTO: ARCHIV