Kulturpolitik
: Am Ende der Euphorie

Ein Jahr ist es her, da musste Bremen mit der bitteren Niederlage zurechtkommen, sich nicht mit dem Titel „Europas Kulturhauptstadt 2010“ schmücken zu können. Die Kulturszene, die am Abend des 10. März eigentlich im Falstaff die erfolgreiche Bewerbung feiern wollte, brauchte Trost – und bekam ihn. „Jetzt erst recht auf Kultur setzen“, versicherten Bremens Bürgermeister, der damals Henning Scherf hieß, sowie der damalige Kultursenator Peter Gloystein.

Kommentar von Klaus Wolschner

Seitdem vergingen die Monate, doch von „jetzt erst recht“ ist nichts mehr zu spüren – im Gegenteil. Die Gelder, die unter dem Titel Kulturhauptstadt für die Kultur eingeplant werden sollten, gerieten in die Mühlen der Verteilungskämpfe. Die Erkenntnis, dass nichts mehr zu verteilen ist, lähmt die Kulturszene. Auch das zweite „Nachfolgeprojekt“, das der inzwischen nach Linz abgeworbene Intendant Volker Heller entwickelt hat, liegt inzwischen unter einer dicken Staubschicht. Selbst die Wehklagen über den Zustand der Kulturbehörde wecken niemanden mehr auf. Man gewöhnt sich an so vieles. Die Aufbruchstimmung ist verflogen, was bleibt, ist der übliche Lobbyismus. Und der hatte einen zwiespältigen Erfolg: Die Institutionen sind auf unterstem Niveau abgesichert. Es geht so weiter wie immer.