Prozess gegen SS-Männer gefordert

HAMBURG taz ■ „Anklageerhebung sofort“ forderten am Samstag in mehreren deutschen Orten Initiativen, weil die Staatsanwaltschaft Stuttgart bisher keine Anklage gegen die SS-Kriegsverbrecher des Massakers in St’ Anna di Stazzema erhoben hat. Seit 2002 ermittelt sie gegen 15 Verdächtige. Das Militärtribunal La Spezia verurteilte bereits 2005 10 frühere SS-Männer wegen des „schlimmsten Massakers an Zivilisten während des Zweiten Weltkriegs in Italien“ zu lebenslanger Haft – in Abwesenheit. Bis zu 80 Demonstranten kamen zu den Altenheimen der Verdächtigen, wie in Hamburg und Freiburg, oder zu den Wohnorten, wie in Düsseldorf und Ortenberg. Damit, erklärte ein Sprecher der Initiativen, sollte auch vor Ort daran erinnert werden, dass die 16. Panzergrenadier-Division „Reichsführer SS“ 560 alte Männer, Frauen und Kinder in St’ Anna am 12. August 1944 ermordeten. Die deutschen Initiativen befürchten, dass nach dem Tod eines der SS-Männer vor kurzer Zeit noch weitere vor dem Prozess versterben könnten. Dies bestätigte auch Enio Mancini vom italienischen „Verein der Märtyrer von St’ Anna“ per Grußwort. „Ein Ermittlungsende ist nicht abzusehen“, sagte Tomke Beddies, Sprecherin der Staatsanwaltschaft der taz. „Im Einzelfall müssen die Mordmerkmale nachgewiesen werden.“ Heute Nachmittag wird bei der Staatsanwaltschaft in Stuttgart protestiert. ANDREAS SPEIT