Frauen geht’s dreifach besser

Häufiger beschäftigt, mehr Lohn und besser gebildet: Senat legt Bericht vor, in dem die Berlinerinnen im Bundesvergleich gut abschneiden. Dennoch bleiben die bekannten Nachteile gegenüber Männern

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Die Berlinerinnen waren schon immer etwas pfiffiger und auch erfolgreicher, als der Rest ihrer deutschen Geschlechtsgenossinnen, behauptete einmal Josef von Sternberg, Regisseur und Freund von Filmstar Marlene Dietrich. Das gilt noch heute: Die Berliner Frauen sind ökonomisch unabhängiger, berufsorientierter und besitzen ein höheres Bildungsniveau als Frauen in anderen Bundesländern. Dies geht aus dem Bericht „Bestandsaufnahme und Perspektiven der Berliner Frauenpolitik“ hervor, der gestern vom Senat beschlossen wurde. Untersucht worden waren Lebensbedingungen von Frauen in Berlin und in der Bundesrepublik in den Bereichen Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Bildung und Einkommen.

Die vergleichende Studie kommt zu dem Schluss, dass in Berlin „die Gleichberechtigung von Frauen Fortschritte gemacht hat“ und sich die Situation von Berlinerinnen „verbessert“ habe, sagte der zuständige Senator für Arbeit und Frauen, Harald Wolf (Linkspartei). So seien hier Frauen häufiger vollzeitbeschäftigt als im Bundesdurchschnitt. Auch die Arbeitslosenquote der Berliner Frauen „ist deutlich niedriger“ als die der Männer, erklärte Wolf.

Dennoch gebe die Statistik auch einen Makel preis: Von den 51,3 Prozent beschäftigten, sozialversicherungspflichtigen Frauen arbeiteten immer mehr Teilzeit. Ihr Anteil liege bei rund 55 Prozent, sagte der Senator. „Zudem steigt auch bei Frauen die Arbeitslosigkeit in der Stadt.“

Besser sieht es beim Verdienst aus: Das Einkommen, erklärte Wolf, „ist mit durchschnittlich 1.157 Euro netto pro Monat höher als bei Frauen im Bundesvergleich“. Letztere erhielten nur 962 Euro. Allerdings lebten auch 30 Prozent aller Berlinerinnen von Arbeitslosenunterstützung.

Entscheidend für die Unabhängigkeit ist die bessere Ausbildung von Frauen, analysiert die Studie: 57 Prozent der Frauen besitzen Abitur, 75 Prozent der Hochschulabsolventinnen sicherten ihren Lebensunterhalt selbst. Dies schlage sich aber nicht in gleichem Maße in höheren beruflichen Qualifikationen nieder, sagte Wolf. Einen Grund sehe er in der anhaltenden Orientierung auf klassische Frauenberufe mit vergleichsweise geringeren Einkommen und Karrierechancen.

Zugleich sei die hohe Erwerbsquote auf das gute Angebot an Kindertagesstätten zurückzuführen. So gebe es in der Stadt für jeweils 100 Kinder 35,8 Kita-Plätze, während es etwa in Baden-Württemberg nur 2,3 Plätze und in NRW 2,2 Plätze seien. Diese Vorzüge müssten „weiterentwickelt“, der Arbeitsmarkt zudem „noch mehr auf die Gleichstellung der Geschlechter“ ausgerichtet werden, resümierte Wolf.

Auch die Opposition zeigte sich erfreut über die Ergebnisse. Für Sibyll Klotz, grüne Fraktionschefin, bedeutet die Studie, dass „die Berliner Frauen gleichberechtigter geworden sind“. Es sei gut zu sehen „dass viele ihre ökonomische Situation allein meistern“. „Handlungsbedarf“ sieht Klotz trotzdem. Einrichtungen für Kinder müssten flexiblere Betreuungszeiten anbieten, die Besetzung von Führungspositionen für Frauen verstärkt werden.