Das Duell der WASG-Streithähne

Wer hat das Sagen in der Wahlalternative: der abgesetzte Landesvorstand oder der stattdessen berufene Vertreter des Bundesvorstands? Die taz hat beiden vor dem heutigen Sonderparteitag dieselben Fragen gestellt – zur Sicherheit getrennt

Interview Matthias Lohre

taz: Herr Taheri, wer ist derzeit Landesvorstand der WASG?

Rouzbeh Taheri: Wir sind noch der Landesvorstand, zumindest juristisch. Denn der Beschluss des Bundesvorstands ist uns noch nicht offiziell zugestellt worden. Politisch sind wir es sowieso, weil wir das Vertrauen der Mitglieder haben.

Wird die WASG eigenständig zur Abgeordnetenhauswahl im September antreten?

Das können wir auf jeden Fall selbst entscheiden. Wir werden juristische Schritte gegen die Entscheidung des Bundesvorstands unternehmen. Erst gehen wir vor das Bundesschiedsgericht. Je nach Urteil behalten wir uns vor, auch vor ein ordentliches Gericht zu ziehen. Wie das endet, kann niemand mit Gewissheit sagen. Aber ich bin ziemlich optimistisch. Denn gegen die Grundsätze der WASG haben wir – wie der Bundesvorstand argumentiert – nicht verstoßen. Ein einfacher Verstoß gegen einen Bundesparteitagsbeschluss rechtfertigt nicht, einen Landesvorstand abzusetzen.

Findet heute Abend ein Landesparteitag statt?

Der Sonderparteitag findet statt. Die Satzung erlaubt gar nicht, einen Parteitag einfach abzusagen. Auch der alte Landesvorstand hätte das nicht tun können. Der Grund ist ganz einfach: Ein einmal einberufener Parteitag ist souverän, über sich selbst zu entscheiden.

Wird der Landesverband Ihnen folgen?

Da bin ich sehr sicher.

Wieso sollen Menschen Ihre Partei noch wählen?

Bei Unterschriftenaktionen auf der Straße haben wir ganz gute Reaktionen bekommen. Natürlich wirft der Streit kein gutes Licht auf die Partei. Aber dadurch werden wir und unsere Gründe, weshalb wir zur Wahl antreten, bekannter.

Gewinnt Deutschland die Fußball-WM?

Nein. Dazu hat die deutsche Mannschaft meiner Meinung nach nicht das Potenzial. Ich glaube, Brasilien wird’s. Noch erfreulicher aber wäre es, wenn ein anderes Team gewinnt, das ähnlich schönen Fußball spielt. Aber dazu gab es keine Abstimmung im Landesvorstand. Wir lassen jede Meinung gelten.