bußgeld fürs schwänzen
: Alberner Vorschlag

Mit Bußgeldern will das schwarz-gelbe Regierungslager jetzt gegen Schulschwänzer vorgehen: Wer über 14 Jahre alt ist, soll bei wiederholtem unentschuldigten Fehlen zu 50 Euro Bußgeld verdonnert werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Blaukids der negative Höhepunkt einer Reihe von billig populistischen Vorschlägen konservativer Schulpolitik sind. Wahrscheinlicher ist aber, dass sich die Kleinkriminalisierung von Schulkindern einreiht in die moralische Wende in Klassenzimmern, die in der Wiedereinführung von Kopfnoten ihren Ausgangspunkt hatte.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

In der Schulwirklichkeit helfen keine Kopfnoten oder Bußgelder. Die Wirklichkeit an unseren Schulen ist Thema der internationalen Pisa-Vergleichsstudien. Analysiert werden dort nicht die Zahlen von Schulverweigerern, untersucht werden die Bildungschancen. Und Studie für Studie kommt zu immer eindeutigeren Ergebnissen: Wir leben in einem Land, das der Mehrheit der Jugendlichen wenig Chancen auf höhere Bildung und sozialen Aufstieg einräumt.

Und warum ist das so? Die bundesdeutsche Gesellschaft begreift nicht, dass sie sich ihre Jugend nicht aussuchen kann: Lieber werden die systematisch das Bürgertum bevorzugenden Schulformen verteidigt. Lieber führen wir eine völkische Debatte über die Kinderlosigkeit von deutschen Akademikern und den Kinderreichtum der Falschen – sprich: der armen, der Migranten. Lieber werden deutsche Schultugenden bemüht, statt darüber nachzudenken, woran soziale Offenheit scheitert.

Denn was hat etwa eine 15-jährige Hauptschülerin davon, wenn sie selbst mit Strafgeld zum Unterricht gezwungen wird, der Unternehmer aber nicht dazu, ihr eine Lehrstelle anzubieten? Albernheiten wie Bußgelder verhindern nicht, dass wir eine ganze Generation verlieren.