Rütli bewegt sich

Schüler und Lehrer der in Verruf geratenen Rütli-Schule führen Tanzshow gemeinsam mit US-Entertainern auf

„I proudly present: Die Schüler der Rütli-Schule“, eröffnet der kommissarische Direktor Helmut Hochschild die Show. Knapp 200 Schüler der wegen Gewaltexzessen in die Schlagzeilen geratenen Neuköllner Hauptschule stehen am Mittwoch in der Arena in Treptow auf der Bühne. Gemeinsam mit Mitgliedern der kalifornischen Entertainment-Gruppe „Young Americans“ singen die 12- bis 18-Jährigen Pop- und Musicalklassiker und tanzen dazu. Mehrere hundert Schüler anderer Hauptschulen verfolgen die Show unter dem Motto „Rütli tanzt. Wir können auch anders“ und bejubeln ihre Altersgenossen nach jedem Gesangssolo und jeder artistischen Tanzeinlage.

Die Kids, mit denen die Künstler die Performance bei einem dreitägigen Workshop eingeübt hatten, seien „fantastisch“ gewesen, sagt „Young Americans“-Direktor Travis Goode. Sei seien nicht schwieriger gewesen als die Schüler, mit denen seine Truppe in den vergangenen Jahren gearbeitet habe. „Die Jugendlichen waren energiegeladen und machten richtig mit“, betont er. Sie hätten viel Talent und Potenzial. „Wir haben versucht, ihnen Selbstvertrauen und eine neue Perspektive zu geben.“

Durch den Workshop, den die Gruppe der Schule schenkte, „haben wir die Chance bekommen zu zeigen, dass wir gar nicht so schlimm sind“, sagt Zehntklässlerin Sonita. Sie fühle sich nun wesentlich wohler an der Schule.

„Wir haben uns besser kennen gelernt und konnten sehen, was jeder von uns besonders gut kann“, sagt auch der 14-jährige Denis. Jeder habe gelernt, Respekt vor den anderen zu haben. Die amerikanischen Künstler seien so fröhlich gewesen, da habe es sogar Spaß gemacht, englisch zu sprechen, fügt er hinzu.

Fast jeder der Neuköllner Nachwuchsperformer, die alle in gelben, roten oder orangenfarbenen T-Shirts auftreten, bekommt die Chance, sein spezielles Talent unter Beweis zu stellen. Während einige eine Break-Dance-Einlage hinlegen, zeigen andere bei einem Gesangssolo ihr Können. Dabei stehen die Profis den jungen Amateurkünstlern stets zur Seite, ermutigen sie und singen an schwierigen Stellen zur Unterstützung mit.

Auch etwa 20 Lehrer machen bei dem Projekt mit und schmettern gemeinsam mit ihren Schülern den Beatles-Klassiker „Let it be“, R. Kellys „I believe I can fly“ oder den Diskosong „We are family“. „Wir waren erstaunt, wie lange die Jugendlichen an den Workshop-Tagen durchgehalten haben“, sagt Englischlehrer Peter Mincke. Auch er habe „viel Positives mitgenommen“, das er nun versuchen wolle, im Alltag anzuwenden.

Nach dem Ende der Show zeigt sich auch Neuköllns Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky begeistert. „Das war eine Antwort an alle, die in den vergangenen Wochen so genau wussten, wie ihr seid“, wendet sich der SPD-Politiker direkt an die Jugendlichen. Die Schüler hätten bewiesen, dass sie durch Solidarität und gemeinsame Arbeit etwas erreichen könnten.

ddp