Endlos kreisen für Afrika

Unter dem Motto „Gemeinsam für Afrika“ chartert ein Sportartikelhersteller eine Straßenbahn und lässt sie kostenlos durch Berlin fahren. Drinnen gibt’s teure Soli-T-Shirts für den Kontinent. Davon profitiert auch der Konzern

Der Sportartikelhersteller Puma macht Eigenwerbung, und die Prominenz steigt lachend mit ein – in die „United-for-Africa-Charity-Tram“. Der Konzern und die Kampagne „Gemeinsam für Afrika“ – ein Zusammenschluss von 30 Hilfsorganisationen, die sich in Afrika engagieren – eröffneten gestern zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) eine neue, bunt verzierte Straßenbahn. Bis zum 9. Juli kreisen die Waggons auf einer Sonderstrecke in den Stadtteilen Mitte und Prenzlauer Berg.

„Die Charity-Straßenbahn ist eine innovative und damit außergewöhnliche Art, im WM-Jahr auf Afrika aufmerksam zu machen und Spenden zu generieren“, jubelt Jochen Zeitz, Vorstandsvorsitzender der Puma AG. Zugleich ist sie aber auch eine besondere Art, die eigene Marke in der Öffentlichkeit zu platzieren: Denn just vor dem Laden der Sportmarke am Hackeschen Markt beginnt die Tramstrecke. In den Waggons selbst werden Charity-Shirts verkauft. Der Konzern verspricht: Mit dem Kauf von T-Shirts kann man „Gutes tun“. Pro Shirt gingen 7 Euro an „Gemeinsam für Afrika“. 20 Euro wandern aber auch auf die Konten des Konzerns. Eine weiterer Tramhalt ist das Café Moskau auf der Karl-Marx-Allee, wo – man ahnt es schon – ein Verkaufsbereich für Sportartikel eingerichtet ist.

Die Werbekampagne wurde gestern von Berliner und internationaler Prominenz gestartet. Wowereit bedruckte mit „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will einige Exemplare besagter Sportbekleidung; die Filmschauspielerin Alexandra Maria Lara posierte im Berliner Laden des Sportkonzerns; afrikanische Fußballer – allen voran Champions-League-Held Samuel Eto’o und Fußballlegende Roger Milla aus Kamerun – zielten auf die Torwand mit dem Raubtier, dem Logo des Sportartikelherstellers. Alle gemeinsam drehten die erste Runde in der Sondertram.

Michael Donnermeyer, Sprecher des Regierenden Bürgermeisters, sieht seinen Chef nicht als Werbeträger des Sportartikelherstellers. Wowereit trete lediglich als Unterstützer der Charity-Aktion auf. „Wenn sich das Gute mit dem Nützlichen verbindet, spricht nichts dagegen, sich für das Gute einzusetzen“, so Donnermeyer diplomatisch.

Probleme, sich in der Werbekampagne wiederzufinden, hat auch die BVG nicht. Sie stellt einige ihrer Waggons gern als Werbeträger zur Verfügung: „Für uns ist das ein klassisches Werbegeschäft“, erklärt Pressesprecherin Petra Reetz. „Puma hat für alles gezahlt: für die Schienenbenutzung, die Fahrer, die Beschriftung der Waggons.“ Als Konkurrenz zu eigenen Linien sieht die BVG die kostenlose Charity-Tram nicht. „Wer auf dem Weg zur Arbeit ist, wird nicht auf die kostenlose Straßenbahn warten“, vermutet Reetz. Die Sondertram werde ohnehin zwischen dem normalen Straßenbahnverkehr eingesetzt: Der hat weiterhin Vorfahrt. Silke Kohlmann