Bund zahlt für U4

Trotz des schlechten Kosten-Nutzen-Verhältnisses fördert Berlin die Hafencity-U-Bahn mit 113,5 Millionen Euro

Der Bund ist bereit, die U-Bahn in die Hafencity mit 113,5 Millionen Euro zu fördern. Das habe das Verkehrsministerium jetzt schriftlich bestätigt, teilte der Senat gestern mit. Insgesamt soll die 4,2 Kilometer lange Strecke vom Jungfernstieg in die Hafencity 255 Millionen Euro kosten. Die Zusage ist überraschend, denn nach dem standardisierten Bewertungsverfahren des Bundes für Verkehrsprojekte, ist der Nutzen der U-Bahn viel zu gering, um eine Förderung zu rechtfertigen.

Gutachter der Stadtentwicklungsbehörde hatten ermittelt, dass die Kosten für die geplante Strecke fast doppelt so hoch lägen wie deren Nutzen. Der errechnete Quotient lag bei 0,58, als Untergrenze gilt das Verhältnis 1:1. Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU) ließ seine Mitarbeiter grübeln.

Im vergangenen Sommer schlugen sie vor, der Bund solle nur den ersten Teil der Strecke mitfinanzieren, dessen Nutzen im vorgegebenen Rahmen liege: die Strecke vom Jungfernstieg bis zum Überseequartier, einschließlich des dort geplanten U-Bahnhofs. Der volle Nutzen der Strecke vom Überseequartier zum U-Bahnhof Lohseplatz könne sich erst erweisen, wenn die U4 über die Elbe hinweg nach Harburg weitergeführt werde, argumentierte Freytag.

Der Bund würde höchstens 60 Prozent der 255 Millionen für die gesamte Strecke bezahlen, sofern deren Nutzen erwiesen wäre: 153 Millionen Euro. Die Hamburger zahlen also gut 40 Millionen Euro drauf. Nicht nur das: „Man hätte für 255 Millionen Euro viel mehr für Hamburgs öffentlichen Nahverkehr machen können als nur zwei U-Bahnstationen zu bauen“, findet der GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Jörg Lühmann.

Das Planfeststellungsverfahren für die U4 soll im August abgeschlossen werden. Baubeginn wäre im Frühjahr 2007, Fertigstellung 2011. Vom Jungfernstieg bis zum Überseequartier soll die Bahn drei Minuten brauchen, zum Lohsepark eine weitere Minute. Gernot Knödler