Iran-Glossar

Mahmud Ahmadinedschad, 49, ist seit 2005 Präsident der Islamischen Republik Iran. Der studierte Bauingenieur provoziert mit antisemitischer Hetze: Er leugnet den Holocaust und spricht Israel das Existenzrecht ab. Er lehnt demonstrativ alles Westliche ab und betont seine einfache Herkunft. Er war Mitglied der islamischen Revolutionsgarden.

Die Oasenstadt Isfahan hat 1,5 Millionen Einwohner und liegt inmitten einer Salzwüste im Zentraliran. Viele Bauten der alten Königsstadt gehören zum Unesco-Weltkulturerbe. Isfahan ist das Zentrum der iranischen Atomindustrie. Propagandabilder verschleierter Frauen, die vor der Isfahaner Anlage für das Recht auf Atomtechnik demonstrieren, begleiten Ahmadinedschads Forderungen nach einem iranischen Atomprogramm.

Bei der Islamischen Revolution 1979 stürzte eine revolutionäre Bewegung um den schiitischen Ajatollah Chomeini den US-gestützten, autoritär herrschenden Schah Resa Pahlewi. Der Iran wurde zum Gottesstaat. Einige europäische Linke feierten die Revolution als nationalen Befreiungsschlag gegen den 1953 nach einem Putsch von den USA Inthronisierten. Dass im Iran nach der Revolution statt Freiheit strenge Religions- und Sittengesetze herrschten, wurde ignoriert. Der französische Philosoph Michel Foucault begrüßte den Umsturz damals als Antwort auf das Scheitern der westlichen Moderne. Später nahm er seine Äußerungen zurück.

1980 marschierte der Irak in den Iran ein. Bis 1988 starben im ersten Golfkrieg rund eine Million Menschen, die Ökonomien beider Länder lagen am Boden. Einen offiziellen Gewinner gab es nicht, die Grenzen blieben unverändert. Für den Iran zogen Kinder in den Krieg. Minderjährige Bassidschi-Kämpfer wurden, mit Plastikschlüsseln „made in Taiwan“ für die Pforte ins Paradies ausgestattet, auf Minenfelder geschickt.

Der Philosoph Karl Popper (1902 bis 1994) lehrte in Wien Mathematik und Physik. 1937 floh der Jude vor den Nazis nach Neuseeland. In seinem 1945 erschienen Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ verurteilte er jeglichen Totalitarismus und plädierte für eine offene, pluralistische Gesellschaft. Die iranische Philosophie nach der Revolution war in Popperisten und Anhänger des Nazi-Philosophen Heidegger gespalten. Die Popperisten wagten nie, das totalitäre Mullah-Regime zu kritisieren. Der Wahlsieg des Heidegger-Anhängers Mahmud Ahmadinedschad schwächte die Popperisten.

Ahmad Fardid bezeichnete sich selbst als „Kamerad Heideggers“. Er lehrte an der Universität Teheran Soziologie und Philosophie. Für Farid war islamische Authentizität das ideale Gegenmittel gegen die Vergiftung durch Verwestlichung und Modernisierung. Hinter vielen „westlichen Übeln“ sieht Fardid die Juden. Seine Schüler begründeten eine antimoderne Bewegung. Er starb 1994.

Bücher zum Thema schrieb der Islamismuskenner Matthias Küntzel, auf dessen Seite www.matthiaskuentzel.de weitere Artikel stehen: Matthias Küntzel: „Djihad und Judenhaß“. Ça ira Verlag, Freiburg 2002, 180 Seiten, 13,50 Euro. Ebenfalls lesenswert ist das neue Buch des Nahost-Journalisten Bruno Schirra (Die Zeit, Cicero, Die Welt). Bruno Schirra: „Iran. Sprengstoff für Europa“. Econ Verlag, Düsseldorf 2006, 320 Seiten, 18 Euro. Bahman Nirumand, der auch für die taz regelmäßig den Iran analysiert, beendete soeben „Iran. Die drohende Katastrophe“, KiWi, 220 Seiten; es erscheint am 28. Juni.

KERSTIN SPECKNER