Die große Robben-Show

Linksstürmer und Torschütze Arjen Robben macht den Unterschied beim 1:0 der Niederländer gegen Serbien-Montenegro

aus LEIPZIG MARKUS VÖLKER

Die Trophäe, die Arjen Robben nach dem Spiel einheimste, sah etwas schäbig aus. Er bestaunte den einfachen Metallbecher, den er als bester Spieler der Partie bekommen hatte, als sei ihm Ausschussware überreicht worden. Der Krug hätte aus einem 99-Cent-Markt stammen können und war Robbens Leistung auf keinen Fall angemessen. Der niederländische Offensive des FC Chelsea hatte nicht nur mit seinem Tor das Spiel gegen Serbien-Montenegro entschieden, er hatte es auch bestimmt – durch flinke Dribblings, überraschende Hakenschläge und satte Schüsse. Die Damen und Herren von der Becherausgabe hatten es an diesem Sonntagnachmittag leicht, den „Anheuser Busch Man of the Match“ zu küren. Es konnte nur dieser 22-jährige Holländer sein, der auf dem linken Flügel die Robben-Show abzog. „Wir können sehr zufrieden sein“, sagte Robben, „wegen der Umstände.“

Es war recht heiß im Leipziger Stadion. 27 Grad. Robben musste in der ersten Halbzeit in der prallen Sonne spielen. Erst in der zweiten Spielhälfte durfte er seine Dribblings im Schatten abhalten. Das Tempo habe mit zunehmender Spielzeit nachgelassen, entschuldigte er sich. Aber seine Mannschaft habe ja trotzdem gewonnen gegen die Serben und Montenegriner, die Riegelkönige vom Balkan.

Bis zu diesem Spiel galt das Team von Trainer Ilija Petkovic als defensivstärkste europäische Elf, war in 14 Begegnungen ungeschlagen und hatte in der WM-Qualifikation in zehn Spielen nur ein Tor zugelassen. „Wir haben ein Ziel. Wenn wir jedes Spiel zu null spielen, dann sind wir im Achtelfinale“, sagte Abwehrrecke Mladen Krstajic vor dem Match. Doch damit sollte es nichts werden, denn Robin van Persie schlug in der 18. Minute einen feinen Pass zu Robben, der steuerte aufs Tor zu und schob ein.

Petkovic hatte das kommen sehen. „Wir konnten vorausahnen, wie sie dieses Tor schießen werden. Trotzdem haben wir es nicht verhindern können“, verriet Petkovic. Die Niederlande habe „sehr visuell, sehr schön fürs Auge“ gespielt, er müsse aber auch seinem Team ein großes Kompliment machen für dessen Kampfgeist und taktische Disziplin. „Ich bin sehr, sehr traurig. Denn dieses Tor hat uns sehr, sehr viel Leid zugefügt“, sagte der komplett durchgeschwitzte Trainer. Robben sei nicht zu stoppen gewesen. „Es gibt Spieler, die so gut sind, dass man sie nicht aufhalten kann. Ronaldinho ist so ein Spieler – und Robben auch.“ Petkovic beendete seine Ausführungen mit dem fatalistischen Statement: „Es ist passiert, was passiert ist, und ich kann nur jammern.“

Es war ein taktisches Gipfeltreffen, das da vor 37.216 Zuschauern stattfand. Die Niederlande zeigten das bewährte 4-3-3-System, die Serben stellten eine kompromisslose 4-4-2-Formation dagegen. Doch obwohl Holland mit zwei Außenstürmern und einem zentralen Angreifer antrat, trat fast nur Robben vorne in Erscheinung. Die rechte Angriffsseite ließ die Elf verkümmern und verzichtete fahrlässig auf Variantenreichtum im Flügelspiel. Das räumte sogar Marco van Basten nachher ein, der Trainer der Oranjes. Aber Arjen Robben konnte das egal sein. In seiner Person kulminierte das Spiel.

Gut möglich, dass Robben am Ende des Turniers eine schicke Bechersammlung beisammenhat.

Serbien-Montenegro: Jevric – Nenad Djordjevic (43. Koroman), Gavrancic, Krstajic, Dragutinovic – Nadj, Duljaj, Stankovic, Predrag Djordjevic – Milosevic (46. Zigic), Kezman (67. Ljuboja) Niederlande: van der Saar – Heitinga, Ooijer, Mathijsen (86. Boulahrouz), van Bronckhorst – van Bommel, Sneijder, Cocu – van Persie, van Nistelrooy (69. Kuyt), Robben Tor: 0:1 Robben (18.) Zuschauer: 37.216 (ausverkauft) Schiedsrichter: Markus Merk (Otterbach) Gelbe Karten: Stankovic, Koroman, Dragutinovic, Gavrancic / van Bronckhorst, Haitinga