Deutschland zu Gast in Berlin

Vor dem morgigen Spiel im Olympiastadion ist eine Diskussion um die Ausweitung der Fanmeile entbrannt. Polizei setzt nicht mehr Beamte als beim Polenspiel ein. Wowereit für Olympia in Berlin

VON UWE RADA

Einen Tag vor dem ersten Deutschlandspiel der WM wird auch in Berlin über eine Ausweitung der Fanmeile diskutiert. Zwar stellte Senatssprecher Michael Donnermeyer klar, dass es eine Verlängerung des offiziellen Fanfestes über den Großen Stern hinaus nicht geben wird. Doch könne man die Massen zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule besser verteilen, so der Sprecher.

Aus diesem Grund lässt Donnermeyer derzeit den „Markt für Videoleinwände“ checken. Das Spiel Deutschland – Polen am Mittwoch, bei dem mehr als 500.000 Zuschauer auf die 2,5 Kilometer lange Meile kamen, hatte gezeigt, dass zusätzliche Leinwände nötig wären. Allerdings kann der WM-Sponsor Philips den Bedarf nicht mehr decken. Bevor weitere Leinwände bestellt werden, so Donnermeyer, werde man aber das Spiel gegen Ecuador abwarten.

Insgesamt haben auf der Berliner Fanmeile bereits 2,5 Millionen Fans die Spiele verfolgt. Auch am Wochenende waren wieder Hunderttausende gekommen. Alleine beim Spiel Italien – USA am Samstagabend waren es 150.000. Die Berliner Polizei meldete keine Zwischenfälle.

Entsprechend positiv fiel bislang die Bilanz der Polizei aus. „Bisher ist alles außerordentlich ruhig und friedlich verlaufen“, sagte Sprecher Bernhard Schodrowski. Am Samstag waren rund 2.500 Beamte im Einsatz, weil es in der Hauptstadt zahlreiche weitere Veranstaltungen gab. „Wir bleiben sehr aufmerksam, denn die WM ist noch lang“, betonte Schodrowski. Nicht kommentieren wollte die Polizei eine Meldung des Tagesspiegel, derzufolge die Polizei auf der Fanmeile Hooligans erkannt habe, die als Ordner auftraten. „Wir müssen den Sachverhalt erst prüfen“, hieß es.

Kritik gab es unterdessen an den Sicherheitskontrollen rund um das Olympiastadion. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bemängelten, dass beim WM-Spiel Brasilien gegen Kroatien am vorigen Dienstag im Stadion verbotene Feuerwerkskörper gezündet wurden und ein kroatischer Fan auf das streng bewachte Spielfeld rennen konnte. „Die Sicherheitsvorkehrungen in Berlin müssen ganz einfach verbessert werden“, forderte der BDK-Vorsitzende Klaus Jansen in der Bild am Sonntag. Auch beim Spiel Schweden – Paraguay waren so genannte bengalische Feuer gezündet worden.

Die Polizei sieht für das morgige Spiel indes keine Veranlassung, mehr Beamte einzusetzen als bei den Berliner Spielen Brasilien gegen Kroatien und Deutschland gegen Polen. „Bislang blieb alles ruhig, es gibt keine Gründe zu glauben, dass das morgen anders wird“, sagte ein Polizeisprecher der taz. Auch die Sorge vor möglichen Ausschreitungen von Hooligans sei unbegründet. „Die Vorfälle in Dortmund waren ohnehin etwas hochgespielt“, betonte der Sprecher. Bei Brasilien gegen Kroatien und Deutschland gegen Polen war die Berliner Polizei mit jeweils 4.200 Beamten im Einsatz.

Die Stimmung in der Stadt hat inzwischen auch den Regierenden Bürgermeister beflügelt und dazu bewogen, eine alte Idee neu aufzuwärmen. „Berlin ist an der Ausrichtung der Olympischen Spiele interessiert“, sagte Klaus Wowereit am Wochenende. In der ersten Woche der Fußball-WM habe sich Berlin als Gastgeber „einfach wunderbar präsentiert“. Dieses Bild eigne sich geradezu für eine Olympia-Bewerbung. Berlin war 1993 mit einer Bewerbung für die Spiele im Jahr 2000 gescheitert.

Nach dem bisherigen Wahlverfahren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist aber kaum vor 2020 mit einer Vergabe der Spiele nach Europa zu rechnen. 2008 finden sie in Peking, 2012 in London und damit 2016 mit großer Sicherheit außerhalb Europas statt. Das nächste bereits vergebene internationale Sportereignis in Berlin ist die Leichtathletik-WM 2009 im Olympiastadion.

Unterstützung bei seiner Wortmeldung erhält der Regierende Bürgermeister vom Präsidenten der Berliner IHK, Eric Schweitzer. „Die WM-Stimmung ist phänomenal“, sagte Schweitzer. „Solche sportlichen Großveranstaltungen lösen Begeisterung aus und geben der Wirtschaft kräftige Impulse.“ Die Stadt solle sich deshalb erneut um Olympische Spiele bewerben. Wowereit kündigte an, demnächst das Gespräch mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, zu suchen.