Schering ist fast ganz Bayer

Die Übernahme ist perfekt: Bayer hält inzwischen 88 Prozent der Schering-Aktien und müht sich, Sorgen um einen weitergehenden Personalabbau zu zerstreuen

Trotz Mehrkosten bei der Übernahme des Berliner Pharma-Unternehmens Schering rechnet der Bayer-Konzern nicht damit, mehr als die geplanten 6.000 Stellen abzubauen. Bayer-Chef Werner Wenning bemühte sich gestern bei einer Pressekonferenz, entsprechende Sorgen der Belegschaft zu zerstreuen. Er erwarte, die Mehrkosten von 400 Millionen Euro über eine bessere Performance des gemeinsamen Unternehmens wieder reinzuholen, sagte Wenning. Mit Synergieeffekten in Höhe von 700 Millionen Euro jährlich sei ab dem dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion zu rechnen.

„Der Abbau von Stellen ist nicht die erste Priorität“, sagte Wenning, sondern die Performance des neuen gemeinsamen Unternehmens „Bayer Schering Pharma“. Ob es nun 5.900 Stellen oder 6.100 würden, könne er noch nicht sagen. Betriebsbedingte Kündigungen seien „die Ultima Ratio in Unternehmen, die sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden. Davon gehen wir nicht aus.“

Durch den Übernahmekampf mit dem Darmstädter Familienunternehmen Merck war der Kaufpreis für Schering von 16,5 auf rund 16,9 Milliarden Euro gestiegen. Die Beschäftigten hatten befürchtet, dass dies zu einem weiteren Abbau über die ohnehin geplante Streichung von 6.000 Arbeitsplätzen hinaus führen könnte. Wenning relativierte jedoch die Bedeutung der Kostensteigerung. Insgesamt habe sich die Schering-Übernahme nur um rund 2,5 Prozent verteuert. Wenning äußerte die Erwartung, dass das neue Unternehmen einen Umsatz von über neun Milliarden Euro haben und damit das größte Pharma-Unternehmen in Deutschland sowie unter den internationalen Top Ten sein werde.

Bayer hält mittlerweile drei Viertel der Schering-Anteile. Bis zum 6. Juli können alle verbliebenen Aktionäre von Schering ihre Aktien ebenfalls zu einem Preis von 89 Euro an Bayer verkaufen. Im September sollen bei einer außerordentlichen Hauptversammlung der Schering AG die rechtlichen Voraussetzungen für eine zügige Umsetzung der Integration geschaffen werden.

Das neue Unternehmen wird von Berlin aus geleitet werden, wie der Schering-Vorstandsvorsitzende Hubertus Erlen mitteilte. Berlin habe vor allem als Forschungsstandort viele Stärken. Wenning wird nach eigenen Worten den Aufsichtsratsvorsitz des neuen Unternehmens übernehmen, Erlen soll einer seiner Stellvertreter werden. ap