Festnahme wegen roter Ampel

Ein Schwarzer geht im WM-Trubel bei Rot über die Straße und wird daraufhin von einem Polizisten zu Boden geworfen und verhaftet. Migrantenorganisation ist empört

Im Trubel nach dem Sieg der deutschen Mannschaft im Achtelfinale ist es am Samstag offenbar zu einem überzogenen Polizeieinsatz gekommen. Dabei habe ein Polizist einen Mann mit dunkler Hautfarbe um 21.37 Uhr in der Nähe der Gedächtniskirche zu Boden geschlagen, berichtet Tefera Taye von der MigrantInnen-Organisation „Oromo Horn von Afrika Zentrum“. Der Grund für den harten Einsatz: Der Mann sei bei Rot über die Straße gelaufen.

Taye, der nach eigenen Angaben den Vorfall zufällig gesehen und mit seiner Videokamera aufgezeichnet hat, sprach von einer „völlig überzogenen Reaktion“. Er habe gesehen, wie ein Polizist auf Höhe der Budapester Straße den Schwarzen niederschlug, und einen umstehenden Polizisten fragte, was los sei. Ein zweiter Beamte habe ihn dann weggeschubst und zu seinem Kollegen gesagt: „Was will denn der Neger hier?“ Schließlich sei er aufgefordert worden, sich nicht einzumischen, so Taye.

Ein Polizeisprecher bestätigte den Vorfall grundsätzlich, allerdings habe es sich nicht um Willkür gehandelt. Vielmehr habe der später Festgenommene um sich geschlagen, nachdem ein Polizist ihn darauf hingewiesen habe, dass er bei Rot über die Straße gegangen sei. Erst daraufhin seien andere Beamte eingeschritten und hätten dem Mann Handschellen angelegt. Dabei sei der Mann zu Boden gefallen, so der Polizeisprecher. Gegen den dunkelhäutigen Mann wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung Anzeige erstattet.

MigrantInnen-Organisationen beklagen, dass immer wieder Menschen mit dunkler Hautfarbe in der Umgebung des Kurfürstendamms unter Generalverdacht gestellt und verdachtsunabhängig kontrolliert werden würden. Ihnen wird der Verkauf illegaler Drogen unterstellt. FLEE