Präsidenten-Kandidatin verteidigungsbereit

Die mögliche neue Chefin der Uni, die Physikerin Monika Auweter-Kurtz, arbeitet mit der Rüstungsindustrie zusammen

Die Universität Hamburg könnte bald eine Präsidentin mit Verbindungen zur Rüstungsindustrie haben. Zu den KandidatInnen in der engeren Auswahl gehört die Stuttgarter Raumfahrt-Professorin Monika Auweter-Kurtz. Im Nebenberuf leitet sie ein Technologie-Transferzentrum, das Material für die Brennkammern von Gefechtsraketen getestet hat.

Wie berichtet, ist Auweter-Kurtz eine Ausnahmefigur. Als einzige deutsche Professorin für Raumfahrt befasst sie sich unter anderem mit dem Antrieb für Satelliten und Weltraumsonden aber auch mit der Erforschung von Hitzeschutzmaterialien, wie sie in der Raumfahrt gebraucht werden. Neben ihrer Tätigkeit am Institut für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart leitet sie das „Steinbeis-Transferzentrum Plasma- und Raumfahrttechnologie“ (STZ PRT), ein „Bindeglied zwischen universitärer Forschung und industrieller Anwendung“, wie es in der Selbstdarstellung heißt.

Zu den Referenzen des STZ gehört eine Untersuchung von Brennkammer-Materialien für die Firma „Bayern-Chemie Protac“. Das deutsch-französische Rüstungsunternehmen baut Raketen-Antriebe, zum Beispiel für die Meteor, eine Luft-Luft-Rakete, mit der der Eurofighter ausgerüstet werden soll. Auweter-Kurtz und ihre Kollegen benutzten ihre Kenntnisse in Plasmapyhsik, um auf kostengünstige Weise die Widerstandsfähigkeit eines neuartigen Brennkammermaterials zu testen. „Es konnte gezeigt werden, dass das neue Material besser ist“, stellte das STZ fest.

Bela Rogalla, der als studentischer Vertreter im Akademischen Senat an der Auswahl des neuen Hochschul-Präsidenten beteiligt ist, hält Auweter-Kurtz angesichts solcher Referenzen für ungeeignet. „Die Universität Hamburg hat eine Präsidentin verdient, die keine Geschäfte mit Rüstungskonzernen macht – auch nicht zur Drittmittelfinanzierung“, findet er, „sondern sich gegenüber der Politik entsprechend des Leitbildes für die Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft für eine friedliche und menschenwürdige Welt einsetzt“.

Auweter-Kurtz findet, ihre Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern habe nichts mit einer möglichen Präsidentschaft zu tun und sei keinesfalls anrüchig. „Frühere Präsidenten sind vielleicht bei der Bundeswehr gewesen“, sagt die Professorin. Wäre sie als Mann geboren worden, hätte sie Wehrdienst geleistet, versichert sie. „Ich bin grundsätzlich der Ansicht, dass wir Verteidigungsbedarf haben“. Gernot Knödler