steglitzer kreisel
: Dreißig Etagen für Zwischennutzer

Mit manchen Skandalbauten aus den typischen Westberliner Subventionszeiten ist es so wie mit den Skandalnudeln. Sie kommen aus den Schlagzeilen nicht heraus. Jetzt macht der Steglitzer Kreisel wieder von sich reden – was natürlich nichts Gutes für Berlin bedeutet. Weil das 30-stöckige Hochhaus bis in die Turmspitze mit Asbest vollgepumpt ist, lässt der Senat die Immobilie endlich räumen. Die Mitarbeiter des Bezirksamtes werden 2007 umgesiedelt. Danach folgt die Sanierung des Gebäudes. Alles zusammen kostet läppische 30 Millionen Euro. Und wie weiter?

KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Für den Berliner Landeshaushalt war der Skandalbau „Steglitzer Kreisel“ niemals etwas anderes als ein Fass ohne Boden. Erst pumpte das Land in das 119 Meter hohe Haus Millionen, damit es Anfang der 1970er-Jahre nicht als Bauruine endete. Dann verlor Berlin eine 42-Millionen-Bürgschaft. Über die Machenschaften der kessen Architektin Sigrid Kressmann-Zschach stürzten gleich zwei Senatoren. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Betrug und Korruption. Auch das verschlang Geld. Als 1977 über die Sprengung nachgedacht wurde, butterte Berlin erneut nach. Dreimal so teuer wie geplant – nämlich 350 Millionen Mark – kam der Bau schließlich. Heute ist der Kreisel voller Asbest, ein Ungetüm im Süden Berlins und kostet und kostet und kostet …

So richtig Sarrazins Vorstoß ist, das Gebäude aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr nutzen zu wollen, so halbherzig ist sein Plan. Denn klar ist schon heute, dass niemand die Mammut-Immobilie kaufen wird. Sie wird ab 2009 leer stehen, verrotten und weiter Haushaltsmittel verschlingen. Wäre es da nicht besser, über einen Abriss nachzudenken – und bis dahin über eine kulturelle Zwischennutzung wie beim Palast?